RFJ: „Die rechte Speerspitze der FPÖ“

Die FPÖ ist keine normale demokratische Partei. In ihrer Vorfeldorganisation und Kaderschmiede, dem Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ), tritt ihr wahrer Charakter offen zu Tage.
8. August 2015 |

Im Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) kommt es, so das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW), immer wieder zu personellen und inhaltlichen Überschneidungen mit der harten Neonazi-Szene. Der derzeitige RFS-Chef Udo Landbauer warb um Unterstützung für die „Jungen Patrioten“, deren Broschüre „gegenArgumente“ und den „Buchdienst Freisinn“, dessen Medienangebot „Freispruch für die Deutsche Wehrmacht“, die „Hitler-Show“ und „Judenfragen“ umfasste.

Landbauer, Mitglied der Wiener Neustädter Burschenschaft Germania, stellte 2008 das NS-Verbotsgesetz in Frage und beschimpfte den Wiener Neustädter Bürgermeister als „Türkenbürgermeister“. Er versteht den RFJ als personelle und ideologische Kaderschmiede der FPÖ: „Ich bin ein Feind von Quereinsteigern, früher hatte die FPÖ zu viele von denen.“

FPÖ-Kaderschmiede

Autor Hans-Henning Scharsach begreift den RFJ als die „rechte Speerspitze der Partei“. In den 1990er-Jahren wurde Rechtsauslegern noch die Mitgliedschaft im RFJ verweigert. Bis 1994 verbot der damalige Wiener RFJ-Chef Peter Westenthaler dem „Wehrsportler“ Heinz-Christian Strache den Zutritt zum RFJ-Keller, weil er in „Wort, Tat und Optik“ zur extrem rechten Szene gehörte.

2003 folgte die Kehrtwende. Rechtsextreme Kräfte rund um Johann Gudenus, Sohn des 2006 wegen NS-Wiederbetätigung verurteilten John Gudenus, übernahmen die RFJ-Führung. Die rechte Szene jubelte. „Nationale und burschenschaftlich orientierte Mitglieder haben im Bundesvorstand … wieder die Führung übernommen“, feierte die Deutsche Stimme, das Parteiorgan der deutschen Neonazi-Partei NPD. „An die Spitze des Jugendverbandes wurde mit Johann Gudenus … ein überzeugter National-Freiheitlicher gewählt.“

Ideologische Neuausrichtung

Der deutsche Neonazi Philipp Hasselbach, der mit seinen guten Kontakten zu jungen Freiheitlichen prahlte, erklärte 2005 im Neonazi-Forum „Wikingerversand“, im RFJ wären „sogar führende Funktionäre im Bundesvorstand intern als Nationalsozialisten bekannt, die auch in den entsprechenden Kreisen verkehren.“

„Ich bin froh, dass wir in Österreich die FPÖ haben, die es fördert, dass auch Farbenstudenten bei uns in Ämter kommen können.“

(Maximilian Krauss)

Nach der Wende 2003 folgte der Dammbruch. Neonazis wie Felix Budin (Burschenschaft Cimbria) wurden zu Vorträgen eingeladen. Gudenus kündigte eine „ideologische Schulung“ zukünftiger Kader an. Er sprach von der drohenden „Umvolkung“ (ein Begriff, der besonders von den Nazis geprägt wurde) und ließ den RFJ-„Grundsatzreferenten“ ein rassistisches Manifest über Europa als „Wiege der Weißen“ verfassen.

Der ehemalige steirische RFJ-Obmann Michael Winter, Sohn der notorischen Islamfeindin Susanne Winter, forderte in Graz „als Sofortmaßnahme gegen muslimisch-türkische Vergewaltigungen eine Schafherde im Stadtpark grasen“ zu lassen und wurde rechtskräftig wegen Verhetzung verurteilt.

Bund freier Jugend (BfJ)

Detlef Wimmer, Burschenschafter der Arminia Czernowitz und Mitglied der FPÖ-Bundesparteileitung, war bis 2009 RFJ-Landesobmann in Oberösterreich. Sein damaliger Stellvertreter Stefan Haider füllte den Aufnahmebogen für die Neonaziorganisation „Bund freier Jugend“ (BfJ) mit den „besonderen Interessensgebieten“ wie „Lügen der Zeitgeschichte“ aus. Haider war auch RFJ-Bezirksobmann in Linz. Sein Stellvertreter wiederum, Andreas Retschitzegger, war BfJ-Mitglied und veröffentlichte 2007 auf seiner Homepage Fotos, die ihn mit Teilnehmern auf Veranstaltungen des BfJ zeigen.

Der BfJ trägt im Logo die blaue Kornblume, das Erkennungszeichen der illegalen Nazis in der Zwischenkriegszeit, die auch von freiheitlichen Parlamentsabgeordneten zur Angelobung im Parlament getragen wird.

Deutschnationale

„Man kann durchaus patriotischer Österreicher sein und sich zum deutschen Volk bekennen, denn uns verbindet eine 1000-jährige Geschichte“, meinte Jürgen Zechner (RFJ Deutschlandsberg). „Die FPÖ war immer eine deutschnationale und österreichpatriotische Partei.“ Der Vize-Obmann des RFJ Maximilian Krauss (Aldania), der in Wien Vizestadtschulrat werden wollte, erklärte in den „Burschenschaftlichen Blättern“, er wäre froh, „dass wir in Österreich die FPÖ haben, die es fördert, dass auch ‚Farbenstudenten‘ bei uns in Ämter kommen können“.

Der ehemalige Landespressereferent des RFJ-Kärnten, Christoph Töfferl, der sich mit dem etwas abgewandelten SS-Wahlspruch „Unsere Ehre ist die Treue zur Heimat“ im Internet präsentierte und 2006 für die FPÖ bei den Nationalratswahlen kandidierte, beklagte sich: „Doch wehe, man bekennt sich zu seinen deutschen Wurzeln und ist stolz auf sein Volk … Dann haben einen die Bluthunde des Staates sofort gewittert.“

Koalition mit einer Faschisten-Nachfolgepartei?

Koalition mit einer Faschisten-Nachfolgepartei?

Kein Wunder, dass das RFJ-Bundeslied „Nur der Freiheit gehört unser Leben“ ursprünglich für die Hitlerjugend geschrieben wurde.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.