Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
Warten, warten, warten… so hätte Jenny Erpenbecks Roman „Gehen, ging, gegangen“ auch heißen können. Denn er erzählt von jenen jungen Flüchtlingen, die jahrelang eben nur zum Warten verurteilt sind. Sie lagern am Berliner Oranienplatz und suchen nach Schutz, nach Arbeit, nach einem guten Leben. Sie sind zwischengeparkt in einem leer stehenden Altersheim, sie werden durch Deutschkurse geschleust.
Sie alle haben schlimme Schicksale hinter sich, haben liebe Menschen verloren, Krieg erlebt, Hunger gelitten und jetzt sind sie gefangen in einem seltsamen Zwischenleben, in dem die Zeit nicht und nicht vergeht. Aus der Perspektive eines emeritierten Professors, dem selbst ein wenig langweilig geworden ist, erzählt Erpenbeck sehr feinfühlig von dieser Flüchtlings-Realität, die zeigt, wie absurd Wertekurse und Zwangsintegration wirklich sind.
Knaus, 352 Seiten, 20,60€, ISBN 978-3-8135-0370-8