Linz: Riesige Empörung über Pühringers Hofieren von Neonazis
Ein gewaltiger Demonstrationszug zog am Samstag, 29. Oktober, vom Linzer Hauptbahnhof über die Landstraße in Richtung Redoutensäle des Landes. Jung und alt, viele Flüchtlinge, Studierende und Gewerkschafter_innen machten ihrem Ärger über das Hofieren der Rechtsextremen durch die oberösterreichische Landesregierung Luft. Viele brachten selbstgebastelte Schilder und Transparente mit. Auf einem führte FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner den Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) an der Leine: „Wie a Hündal sein Herrn“!
Die Demonstrierenden trotzten den unzähligen Einschüchterungsversuchen durch Rechtsextreme, Medien und Polizei. Der Verfassungsschutz sah gar eine größere „Gefahr für die dezentral untergebrachten Veranstaltungsgäste“ am Kongress, während Rechte vorab ankündigten, Maschinengewehr-Nester entlang der Demo-Route aufstellen zu wollen. Die Polizei zog zwei Busse bei ihrer Anreise aus Wien zu einer halbstündigen Kontrolle aus dem Verkehr und versuchte die Demonstration mit Einkesselungen zu spalten.
Während Faschisten öffentliche Räume zur Verfügung gestellt bekommen, werden Antifaschist_innen von der Polizei schikaniert und das Demonstrationsrecht gebrochen, kritisierte Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich. In seiner Rede wandte sich direkt an den Innenminister: „Herr Sobotka, das ist eine ungeheure Provokation! Aber es ist ihnen nicht gelungen!“
FPÖ und Neonazis am Kongress
In den Redoutensälen traf sich die Elite der Neonazi-Szene Europas. Mit dabei waren die „Identitäre Bewegung“, das rechtsextreme Blatt „Der Eckart“ und FPÖ-Generalsekretär und Wahlkampfleiter von Norbert Hofer, Herbert Kickl.
Die Burschenschaft „Germania Marburg“ warb mit meterhohen Fotos zerschnittener und blutverschmierter Gesichter um Mitglieder. „Ich will nicht ohne Narben sterben“, stand darauf. Die Germania hatte 2015 den Vorsitz des Dachverbands der deutschnationalen Korporationen, der „Deutschen Burschenschaft“, die Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hatte.
Hess stieg nach dem Zweiten Weltkrieg zur Nazi-Ikone auf, weil er als einer der wenigen bei den Nürnberger Prozessen seine Schandtaten verteidigte: „Ich bereue nichts. Stünde ich wieder am Anfang, würde ich wieder handeln wie ich handelte, auch wenn ich wüsste, dass am Ende ein Scheiterhaufen für meinen Flammentod brennt.“
Es könne keine größere Provokation für die Demokratie geben, sagte Buchautor Hans-Henning Scharsach dazu in seiner Rede: „Herr Landeshauptmann, wir haben aufgehört an Ihr Lernvermögen zu appellieren. Wir sind entschlossen weiter Widerstand zu leisten.“