Iran zwingt Flüchtlinge für Assad zu kämpfen

Im Iran sind Millionen Flüchtlinge aus dem benachbarten Afghanistan. Sie mussten vor der US-Invasion, der afghanischen Regierung oder den Taliban flüchten. Im Iran erwartet sie aber kein sicheres Leben: Junge afghanische Flüchtlinge werden gezwungen, im Bürgerkrieg auf der Seite Assads gegen die Revolution zu kämpfen.
28. Oktober 2016 |

Laut Berichten des englischen Nachrichtensenders BBC kämpfen derzeit mehr als 10.000 afghanische Flüchtlinge in Syrien, besonders in der Region um Aleppo. Sie werden militärisch schlecht ausgebildet, und erhalten kaum Bewaffnung.

Besonders Mitglieder der in Afghanistan lebenden schiitischen Minderheit Hazara werden für den Kampf angeworben. Im Iran gibt es für sie kaum Möglichkeiten, jemals eine Arbeit zu finden, geschweige denn die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Sie leben großteils in Elendsvierteln außerhalb der iranischen Großstädte Teheran und Maschhad.

Der mittlerweile in Europa lebende 20-jährige Afghane Amir erzählt: „Wir bekommen weder Reise- noch Personaldokumente. Jeden Tag leben wir in Angst vor Verhaftung und Abschiebungen. Wir können keinen Führerschein machen und es ist schon schwer überhaupt eine Sim-Karte für sein Handy zu bekommen“.

Anwerbung

Die „Iranische Revolutionsgarde“ ist zuständig für die Anwerbung von Flüchtlingen für die Front. Sie versprechen den Vertriebenen einen Sold von 500 Dollar monatlich, dazu sollen sie nach abgeleistetem Dienst eine Schul-oder Universitätsausbildung erhalten.

Die Familien von Afghanen, die im Einsatz sterben, erhalten nach einem jüngst beschlossenen Gesetz automatisch die Staatsbürgerschaft. Das Gesetz wurde vor zwei Monaten beschlossen und war das erste öffentliche Eingeständnis des Irans, dass er Flüchtlinge in Syrien einsetzt.

Dazu meint Amir: „Die Iranische Revolutionsgarde machte mir ein Angebot, ich solle nach Syrien gehen und dort schiitische Heiligtümer gegen den IS verteidigen. Wenn ich das gut mache, werde ich nach meiner Rückkehr ein gutes Leben im Iran haben.“

Kein freiwilliger Einsatz

Unter den Afghanen sprach sich schnell herum, die Versprechungen werden nie eingehalten und in Syrien erwartet sie der Tod. Viele erzählen, dass sie nach einem Jahr Kampf für den Iran wieder nur eine kurzfriste Aufenthaltskarte erhielten.

Außerdem wurden ihnen schnell klar, dass sie Assad nur als Kanonenfutter dienen. Von den Generälen der syrischen Armee werden sie verachtet und für die besonders undankbaren Aufgaben eingesetzt, Wachdienste an der Front, und als Stoßtruppen.

Ein ehemaliger Söldner erzählt gegenüber dem BBC: „Manchmal bekamen wir keinen Nachschub. Wir hatten keine Nahrung, kein Wasser und das mitten in der Wüste. Wir eroberten Gebiete mit hohen Verlusten und dann übergaben wir die Gebiete an die nachkommenden syrischen Soldaten“.

Iran, Russland, Hisbollah

Seit September 2013 starben über 400 Afghanen im Einsatz. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch stellte jüngst fest: „Es ist erwiesen, dass viele Afghanen auch gegen ihren Willen in Syrien zum Einsatz kommen.“ Denen die sich weigern in den Krieg zu ziehen, wird als „Motivationshilfe“ mit der Abschiebung nach Afghanistan gedroht.

Der Iran ist gemeinsam mit Russland der wichtigste Partner des Assad-Regimes. Ohne die Unterstützung des Irans und Russlands wäre das Assad-Regime wahrscheinlich schon längst gefallen. Die Ausbildung der Flüchtlinge wird vor allem von Milizen der libanesischen Hisbollah übernommen.

Die Hisbollah ist der dritte große Unterstützer des Assad-Regimes und hat ein rein afghanisches Regiment in Syrien zusammengezogen. Der Iran unterstützt mit der Rekrutierung (schiitischer) afghanischer Flüchtlinge für die Front eine langfristige Strategie des Assad-Regimes. Assad setzt schiitische Milizen gegen die mehrheitlich sunnitische Bevölkerung ein und stellt sich als Beschützer der Alawiten dar.

Abschiebung nach Afghanistan heißt Deportation in den Krieg

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So erzeugt der Krieg einerseits eine Abhängigkeit der Minderheiten von Regimetruppen und er sät Hass und Misstrauen zwischen den Religionsgruppen. Afghanische Politiker_innen weisen außerdem darauf hin, dass der Iran versucht, seinen Einfluss auf Afghanistan auszubauen.

 

Großdemonstration #LetThemStay#LasstSieBleiben: 26. November, 14 Uhr Westbahnhof. Mehr Infos: menschliche-asylpolitik.at | Facebook
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.