Aufschlussreich, bedeutsam, notwendig – Das war der „Marx is Muss“-Kongress!
Das war er also. Der alljährliche „Marx is Muss“-Kongress. An dem Wochenende vom 4. bis zum 6. Mai wurde das Amerlinghaus zum Stützpunkt für linke AktivistInnen und Interessierte.
Für mich war es eine Premiere, dieser Veranstaltung beizuwohnen (bevor ich „Linkswende jetzt!“ beigetreten bin, beschränkte sich meine politische Aktivität auf Demonstrationsteilnahme und dem Verfassen von Internet-Beiträgen). Um ehrlich zu sein, wusste ich trotz der ausgiebigen Informationsbereitstellung nicht, was genau mich erwarten würde. Aber vom Moment des ersten Vortrags, während der vielen gehaltvollen Vorträge, bis nach dem Abschlusspodium wurde mir eines klar: Events wie diese sind nicht nur vorteilhaft, sondern unentbehrlich.
„Der Kampf gegen Schwarz-Blau braucht Praxis und Theorie!“ Bereits der Untertitel der vollständigen Bezeichnung zeigt die Wichtigkeit der Veranstaltung. Einerseits braucht es Praxis. In Form von Demonstrationen, Kundgebungen, Petitionen etc.
Aber sei es nun die aktuelle Regierungssituation in Österreich, oder das allgemeinen Erstarken von Rechtsextremen und Neoliberalen, die damit verbundene Zunahme von Rassismus und Sexismus, oder der Kampf gegen den Klimawandel: Es genügt nicht, das Schwert zu schwingen und sei es noch so geschärft, wenn man nicht weiß, wie, oder worauf man überhaupt zielt.
Man muss sich die Theorie aneignen, sie verinnerlichen, bevor man die Praxis wirklich meistern kann.
Dies kann meiner Meinung nach jedoch viele Facetten haben. Ein Beispiel für eine mögliche Vorgehensweise wäre für mich schon das Studieren bereits existierender Lehrsätze, sei es nun von Karl Marx selbst, Gleichgesinnten, oder auch gegnerischen Positionen. Der nächste Schritt wäre nun, diese mit eigenen Gedanken zu untermauern, zu ergänzen, oder zu entkräften.
In einer weiteren Etappe sollten nun meiner Meinung nach Taktiken entwickelt und Vorgehen geplant werden, um die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen und einen dialektischen Dialog zwischen ihnen herzustellen.
Wie ich selbst bei dem „Marx is Muss“-Kongress bezeugen konnte, lässt sich dies sehr gut in Form von Vorträgen, vor allem aber auch in Diskussionsrunden umsetzen. Bei diesen ist es natürlich vorteilhafter, viele Individuen mit verschiedenen Zugängen zur Materie und folglich dessen auch unterschiedlichen Gedanken, Ideen, vielleicht Einwänden, miteinzubeziehen.
Die Art und Weise, wie jemand ein Thema „anpackt“ könnte meiner Meinung nach auch davon beeinflusst werden, in welchem Land die Person politisch aktiv ist, wie ich sehr gut an den internationalen Gästen aus Deutschland und Großbritannien beobachten konnte.
Die damit einhergehende Vernetzung ist darüber hinaus an sich eine wichtige Funktion der Veranstaltung. Egal ob im In- oder Ausland, das Knüpfen von Kontakten mit Gleichgesinnten ist, wie ich denke, für politisches Wirken von oberster Priorität. Zum einen, weil – wie bereits erwähnt – eine (möglichst große) Vielfalt unterschiedlicher Denkansätze für das „Verfeinern“ der Theorie notwendig ist. Zum anderen weil sich natürlich gerade Events wie diese perfekt dazu eignen, neue Mitglieder zu gewinnen und/oder Leuten Interesse und Begeisterung für die Organisation zu vermitteln.
Interesse und Begeisterung bringen mich zu meinen letzten Aspekt und Effekt des „Marx is Muss“-Kongresses, welchen ich gerne noch beleuchten würde, da seine Bedeutung für mich persönlich von besonderem Wert ist. Die mentale Wirkungskraft. Ein kaum vergleichbares Gefühl, einen Raum zu betreten, mit Menschen, die nicht nur politisch so denken wie ich, sondern auch die gleichen Ziele verfolgen. Wir besitzen den gleichen Drang nach Fairness und Gerechtigkeit, die gleiche Hoffnung auf eine bessere, wertschätzende Welt und den gleichen eisernen Willen, diese zu erschaffen. Das gleiche Lodern in den Augen, das gleiche brennende Feuer im Herzen.
Veranstaltungen wie diese vermitteln ein Gefühl der Verbundenheit. Sie zeigen uns, dass wir nicht alleine sind, im Gegenteil. Wir sind zahlreich, stark und bereit.
Ich für meinen Teil war von dieser Veranstaltung durch und durch begeistert und freue mich nächstes Jahr auf einen weiteren, vielleicht noch größeren „Marx is Muss“-Kongress.
Klara Ottinger
Studentin