Antifaschist_innen verhindern identitäre Hetze
Zwei junge Frauen beteiligten sich spontan am Protest, gegenüber Linkswende jetzt erklärten sie: „Eigentlich waren wir am Weg zum Schwedenplatz, weil wir Kerzen für die Toten hinstellen wollten, und dann, als wir am Stephansplatz austeigen, sind dort diese Nazis. Wir waren so froh, dass ihr da wart und gegen die protestiert habt.“ „Es ist für mich ein Horror, dass ich bei dem Terroranschlag zwei Menschen verloren habe, die ich sehr gern gehabt habe. Und dann muss ich mir heute diese Schweinerei ansehen!“ Dabei zeigte der junge Mann mit dem Finger zu den Identitären, die sich, Rot-Weiß-Rote Fahnen schwingend, am Stephansplatz versammelt haben und vergebens versuchten, ihren Führern zu lauschen.
Antifaschismus wirkt
Der Gegenprotest am Stephansplatz ist aus einem kleinen Kern von Aktivist_innen schnell auf mehr als 300 Menschen angeschwollen, davon waren gut die Hälfte Passantinnen und Passanten, die zufällig vorbeigekommen sind und dann blieben, bis die Identitären abziehen mussten. Die lauten Sprechhöre „Halt die Fresse“ und „ Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ übertönte alle Hetzreden. Der antifaschistische Protest konnte verhindern, dass die Identitären politisches Kleingeld aus den Anschlägen schlagen. Sie mussten die Hoffnung gehabt haben, dass sie jetzt endlich aus ihrer Isolation ausbrechen könnten. Auf so etwas, einen Terroranschlag durch einen muslimischen Attentäter, hatten sie doch jahrelang schon gewartet. Doch anstatt ihres erhofften heldenhaften Massenaufmarsches, schlichen sie in kleinen Gruppen durch die verstecktesten Straßen Wiens, durchgehend begleitet von antifaschistischen Gegenprotesten.
Rechtsextremer Terror
In den letzten Jahren erlebten wir eine Explosion rechtsextremer Terroranschläge. Wir haben die Anschläge von Hanau, Halle, Christchurch und Charlottesville nicht vergessen. Der Terrorist, der im australischen Christchurch 50 Muslimminnen und Muslime ermordete, hatte den Identitären vor seiner Tat Geld gespendet. Erst letzte Woche hatte ein Rechtsextremer, ebenfalls mit Kontakten zu den französischen Identitären, im französischen Avignon einen Anschlag verübt. Nach einem Protest gegen das antisemitische Lueger-Denkmal am 6. Oktober in Wien, fuhren ausgehend von einer Kundgebung der Identitären, Rechtsextreme mit einem Auto in die antifaschistische Gegenkundgebung.
Die rechtsextreme Verschwörungstheorie vom „Großen Austausch“ liefert die ideologische Grundlage für solche Anschläge. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Rechtsextreme die Anschläge für ihre widerliche Propaganda nützen um weiter Hetze gegen Flüchtlinge, Muslim_innen und Jüdinnen und Juden zu verbreiten. Oder wie der Demonstrant Michael erklärte: „ Nazis können tausend und einmal erklären, dass sie friedlich sind und sich für den Schutz der Bevölkerung einsetzen. Wir werden ihnen das nicht abkaufen. Sie haben das Lügen von ihren Führern gelernt. Ihre gesamte politische Ideologie beruht auf dem Hass auf Andersdenkede. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass, wenn wir diesem Hass nicht entgegentreten, er im Tod von Millionen Unschuldigen endet.
Solidarische Gesellschaft
Die schrecklichen Anschläge dürfen nicht zu einer Spaltung der Bevölkerung entlang von ethnischen, religiösen oder kulturellen Grenzen genützt werden. Genauso wenig ist die Antwort auf die Anschläge ein Ausbau von Law & Order-Politik und Überwachungsstaat. Nur solidarische Massenbewegung in Solidarität mit allen, die unter den herrschenden Ungerechtigkeiten leiden, seien es Flüchtlinge die in Lagern gefoltert werden, Zivilist_innen die in Kriegen sterben oder Opfer von Rassismus, können eine vernüftige Antwort sein.