Bellaria-Kino verteilte rechtsextreme Propaganda bei „Der junge Karl Marx“
Vor der Filmvorführung „Der junge Karl Marx“ im Wiener Bellaria Kino verteilten am Sonntag, 9. April zwei Frauen Flyer des rechtsextremen Ahriman-Verlags. Aktivist_innen der Neuen Linkswende konfrontierten sie. Zum Entsetzen der Kinobesucher_innen lagen die Flyer auch an der Kassa auf. Die Kassierin wollte die Flugblätter zuerst nicht entfernen, da sie angeblich „mit dem Filmverleih gekommen“ seien und sie verpflichtet wäre, sie aufzulegen.
Gegenstand des Flugblattes war das Buch „Wie Unrecht hatte Marx wirklich?“ des rechtsextremen Ahriman-Verlages. Bereits in den 1990er-Jahren rief der Verlag zur Wahl der faschistischen „Republikaner“ unter Franz Schönhuber auf. 2014 war der Verlag zu Gast bei der rechten Messe „Zwischentag“ um den Herausgeber der rechtsextremen „Blauen Narzisse“ Felix Menzel.
Verbindungen zur FPÖ
Der auf dem Flugzettel angepriesene Autor, Fritz Erik Hoevels, rief 2013 zur Wahl der NPD auf. 2014 gab er der rechten Plattform „Blaue Narzisse Online“ und der NPD-Zeitung „Zuerst!“ Interviews. Hoevels ist Kopf der rechten Sekte „Bund gegen Anpassung“, der die sogenannten „Ketzerbriefe“ herausgibt.
Die „Ketzerbriefe“, die ebenfalls im Ahriman-Verlag erscheinen, nahmen die österreichische Islamhasserin und ehemalige FPÖ-Abgeordnete, Susanne Winter, in einem Interview in Schutz, als sich diese wegen der Aussage, Mohammed sei „ein Kinderschänder“, vor Gericht verantworten musste. Der Ketzerbrief-Autor kommentierte: „Wenn die Sunna stimmt, war er eben einer, ob das nun einem Speichellecker des Systems passt oder nicht.“
Freiheitliche verärgert
Der „Filmladen“ war empört über die Behauptung der Kassierin vom Bellaria-Kino, die Flugblätter seien vom Verleih „mitgeliefert“ worden. Der Filmladen will mit der FPÖ und Rechtsextremen nichts zu tun haben. Im Gegenteil, der Verleih befindet sich in einer Auseinandersetzung mit den Freiheitlichen, denen der Film ein Dorn im Auge ist. FPÖ-Abgeordnete bezeichneten den (absolut sehenswerten!) Film als „geschönte Hommage an Karl Marx“ und brachten erbost eine parlamentarische Anfrage an Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) ein.
Die Flugblätter wurden nach der sofortigen Intervention des Filmladen beim Bellaria-Kino entfernt. Es bleiben allerdings offene Fragen: War es ein Alleingang einer Kassierin oder gar der Besitzerin des Kinos? Besteht zwischen dem Kino und der FPÖ eine Verbindung? „Der junge Karl Marx“ gehört uns, Sozialist_innen, Arbeiter_innen und allen, die für eine gerechte Welt kämpfen. Rechte Spinner und FPÖ-Politiker sollen besser die Finger von diesem Film lassen. Die Geschichte ist nicht auf ihrer Seite.