„Ich war dort, wo die MOAB-Bombe abgeworfen wurde“

Fotojournalist Guy Smallman war mehrmals in der afghanischen Provinz Nangarhar, in der am Freitag, 14. April, die US-Luftwaffe die größte nicht-nukleare Bombe der Welt abgeworfen hat. Für ihn sind die Behauptungen, es hätte in der ländlichen Region an der Grenze zu Pakistan keine zivilen Opfer gegeben, völlig absurd.
17. April 2017 |

Die Behauptung der US-Luftwaffe, der Abwurf der MOAB-Bombe (Massive Ordnance Air Bust) hätte Zivilist_innen verschont, ist absurd. Die Provinz Nangarhar, die an Pakistan angrenzt, ist charakteristisch für die ländlichen Gebiete in Afghanistan. Sie besteht aus kleinen bäuerlichen Gemeinschaften, die in bitterster Armut leben. Nur acht Prozent der Haushalte in Nangarhar haben Zugang zu sauberem Trinkwasser und die meisten keinen Strom.

Bewaffnete regierungsfeindliche Kräfte haben schon lange überall in den ländlichen Gebieten Afghanistans ihre Stützpunkte mitten unter der Zivilbevölkerung errichtet. Die betroffenen Dörfer befinden sich außerhalb der Reichweite der Behörden und die Lokalbevölkerung nimmt die aufständischen Gruppen auf, wenn auch oft widerwillig.

Zivile Opfer unvermeidlich

Im Distrikt Momand-Dara, in dem Trumps Massenvernichtungswaffe abgeworfen wurde, wohnen über 42,000 Menschen. Die Bombe selbst wird alles im Detonationskreis von einer Meile (etwa 1,6 km) getötet haben und schwere Verletzungen in einem noch größeren Umfeld verursacht haben, bei einem TNT-Äquivalent von 11 Tonnen. Die Behauptung, dass nur 36 ISIS-Kämpfer getötet wurden, ist grotesk.

 

Obwohl die mit der Bombe anvisierte Gruppe zu ihren Todfeinden gehört, haben die Taliban den Angriff verurteilt, der zu keinem schlechteren Zeitpunkt hätte kommen können, in Anbetracht ihrer bereits stockenden Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung.

Kein Schlag gegen ISIS

Trumps Behauptung, dass dieser Angriff im östlichen Afghanistan ein Schlag gegen ISIS war, ist eine große Lüge.  Erstens besteht keinerlei tatsächliche Verbindung zwischen dem afghanischen Ableger des sogenannten „Islamischen Staates“ und seinem Namensvetter im Irak und in Syrien, abgesehen von der Beanspruchung desselben Namens. Zweitens gehört die Gruppe zu Islamisten in Pakistan und ist vielmehr bekannt dafür schiitische Zivilist_innen ins Visier zu nehmen als internationale Unternehmungen.

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2016 wurden in Kabul bei einem Selbstmordattentat mehr als 80 Afghan_innen der mehrheitlich schiitischen Volksgruppe der Hazara getötet, als diese gegen Diskriminierung protestierten. Kurze Zeit später fielen 30 schiitische Gläubige einem Bombenangriff auf eine ihrer Moscheen zum Opfer. Die wichtigsten Taliban-Gruppen führten gegen die afghanische ISIS-Gruppierung einen Guerillakrieg, zusammen mit ihrem andauernden Aufstand gegen die afghanische Regierung.

Der Artikel ist zuerst auf Socialist Worker erschienen. Übersetzung aus dem Englischen von Marilen Lorenz.
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.