„Die FPÖ vergiftet das Klima im Land!“
Als ich zum ersten Mal die Bilder von der Wiener ATIB Moschee sah, auf denen Kinder bei einer Art nationalistischem Schauspiel zu sehen waren, löste das auch in mir starkes Bauchweh aus.
Ich selbst bin Muslim, überzeugter Antirassist und angehender Pädagoge. Es ist mir also selbstverständlich ein Graus zu sehen wenn Erwachsene Kinder für derartige Symbolik einspannen.
Das schlimmste aber war:
Der Vorfall lieferte eine Steilauflage für die Rassisten der FPÖ und ihrem verlängerten Arm in den Boulevardblättern und neu-rechten Medien.
Es wurde die Xste Integrationsdebatte heraufbeschworen, und die Türken und ihre Vereine wieder einmal unter Generalverdacht gestellt.
Die FPÖ berief sogar eine Sondergemeinderatssitzung ein mit dem Titel „Schluss mit der rot-grünen Förderung radikalislamistischer und türkisch-nationalistischer Vereinsnetzwerke“. Da wurde gesprochen von „Millionen an Subventionen“ die angeblich in türkische Vereine fließen und von „Liebdienerei“ gegenüber der türkischen Community, von der rot-grünen Stadtregierung.
In derselben Woche: Der grausame Mord an dem 7-jährigen tschetschenischen Mädchen Hadishat.
Der Hass im Netz richtete sich in erster Linie nicht gegen den Täter sondern gegen die Familie des Mädchens und gegen die Tschetschenische Community im Allgemeinen.
Kein Wunder: Die Krone hatte den Fall bereits als „Familienfehde“ unter Tschetschenen und Aserbaidschanern abgestempelt. OE24 titelt dezent mit „Tschetschenen: Jung, religiös, gewaltbereit“, und ist sich auch nicht zu blöd Johann Gudenus (FPÖ) als Experten zu einer Fernsehdebatte einzuladen…
Als ich mich durch den ekelhaften Schwall von Hasskommentaren in den sozialen Netzwerken durchgescrollt hatte, fielen mir die Worte von Köhlmeier wieder ein: „Wer traut uns solche moralische Verkommenheit zu?“
Die moralische Verkommenheit in diesem Land ist jedoch kein „spontaner Volkszorn“ sondern wird von einer ganz bestimmten politischen Kraft gefördert und kultiviert.
Es sind jene die seit Jahren die Lüge von der „Islamisierung“ erzählen, und mit ihrem politischen Tun Migranten, Muslime, Türken und Flüchtlinge weiter entmenschlichen, und an den Rand der Gesellschaft drängen möchten.
Leute wie wir, mit sichtbarem Migrationshintergrund, spüren die Vergiftung des politischen Klimas am eigenen Leib!
Immer öfter hört man von FreundInnen und Bekannten, die Opfer von rassistischen und islamfeindlichen Übergriffen werden.
Ich selbst darf mir in letzter Zeit vermehrt Sprüche wie „Taliban rasier dich“ oder „du bist ka echter Wiener“ auf offener Straße anhören, und soll dabei noch ruhig bleiben.
Wir müssen uns diesem Rassismus unbedingt entgegenstellen und dürfen uns nicht gegen unsere Muslimischen, Türkischen oder Tschetschenischen Freunde aufbringen lassen!
Alexander Akladious
Angehender Pädagoge