Erfolg gegen Abtreibungsverbot in Irland befeuerte „Menschenkette für Frauen*rechte“ in Wien

Rund 2.000 Menschen beteiligten sich am Samstag, 26. Mai an der „Menschenkette für Frauen*rechte“ um die Wiener Ringstraße. Organisiert wurde die Aktion von der Plattform 20000frauen mit Unterstützung zahlreicher Frauenrechtsgruppen, Kulturschaffender und politischen Organisationen. Gefeiert wurde vor allem der Erfolg der irischen Frauenbewegung gegen das Abtreibungsverbot.
29. Mai 2018 |

Anlässlich des erkämpften Frauenwahlrechts vor 100 Jahren rief die Plattform 20000frauen am Samstag, 26. Mai zur „Menschenkette für Frauen*rechte“ um die Wiener Ringstraße auf. Gefeiert wurde der grandiose Erfolg der irischen Frauenbewegung, die am Vortag die Abschaffung des Abtreibungsverbots in der Verfassung erkämpft hatte (zum Zeitpunkt der Menschenkette sagte eine Nachwahlbefragung bereits eine deutliche Mehrheit im Referendum voraus; 66 Prozent waren es im amtlichen Endergebnis).

Mit diesem Sieg im Rücken protestierten etwa 2.000 Menschen am Wiener Ring gegen die schwarz-blaue Regierung. Die Sozialsparmaßnahmen der Koalition aus ÖVP und FPÖ – Abschaffung der Notstandshilfe, Kürzungen in der Mindestsicherung und bei der Arbeitslosenversicherung – trifft Frauen doppelt und dreifach hart. Vom sogenannten „Familienbonus“, mit dem sich die Regierung so gerühmt hat, haben rund 60.000 Alleinerzieherinnen überhaupt nichts. Sie verdienen so wenig, dass sie den Steuerbonus gar nicht in Anspruch nehmen können.

 

Die Omas gegen Rechts dürfen auf keiner Demo fehlen. Ihr Treffpunkt war vor der Oper. Foto: Bettina Frenzel

 

Die Amnesty International Frauengruppe Wien zeigte bei der Oper Frauenpower. Foto: Amnesty Gruppe Frauenrechte Wien

 

Die Katholische Frauenbewegung (kfb) sammelte sich am Burgring. Foto: Gabriele Kienesberger

 

 

Die Wiener Grünen, Plattform für eine menschliche Asylpolitik, Afro Rainbow Austria, Chor06 und die Frauenhäuser Wien trafen sich auf der Höhe Volksgarten. Die Sprecherin der Plattform, Brigitte Hornyik, war einer der zentralen Organisatorinnen der Menschenkette. Foto: Bettina Frenzel

 

Die SPÖ-Frauen nahmen den Ring am Burgtheater in Beschlag. Foto: Petra Bayr

 

Für Empörung sorgte, dass keine einzige Ministerin das Frauen*volksbegehren 2.0 unterschrieben hat. Frauen kommen im Regierungsprogramm überhaupt nur am Rande vor – und wenn, dann nur als Mütter der „natürlichen Keimzelle“ einer „funktionierenden Gesellschaft“ oder als Ausländerinnen, die man vor „kulturell bedingten Formen der Gewalt“ schützen müsse. Insbesondere mit den deutschnationalen Burschenschaften ist ein äußerst rückständiges, reaktionäres Frauenbild in die höchsten Ämter des Staates eingezogen.

Bereits im Vorfeld wehrte sich die Plattform 20000frauen gegen Versuche, Frauenunterdrückung als Phänomen von Zugewanderten darzustellen. Brigitte Hornyik, Sprecherin der Plattform 20000frauen und der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, sagte im Interview mit Woman: „Frauenpolitik zur Frage der inneren Sicherheit zu erklären, mit Migration in Verbindung zu bringen und damit rassistische Ressentiments zu befeuern, lehnen wir entschieden ab: Unser Feminismus bleibt antirassistisch.“

 

Vor der Universität Wien sorgten die Trommlerinnen von Stixx für Stimmung. Foto: Bettina Frenzel

 

Linkswende jetzt sammelte sich am Schottentor. Foto: Bettina Frenzel

 

Die Homosexuelleninitiative (HOSI) schloss die Kette am Schottenring auf der Höhe Börse. Foto: Christian Volek

 

One Billion Rising Austria (OBRA) tanzte weiter unten am Schottenring. Foto: Petra Paul

 

Die Stimmung an den einzelnen Treffpunkten war euphorisch und kämpferisch, wenn auch das Ziel, die Menschenkette über den gesamten Ring zu schließen, nicht ganz aufging (dazu fehlten ungefähr 1.000 bis 2.000 Menschen). Aber die Frauen und solidarischen Männer waren kreativ und tricksten mit Tüchern, Pullis, Bannern, Schildern, Decken, Fahrrädern, Schnüren mit Fähnchen und schlossen so die Kette fast vollständig.

Einige Muslimas, viele sichtbar mit Kopftuch, beteiligten sich an der Menschenkette, um gegen das geplante Kopftuchverbot an den Schulen zu demonstrieren. Durchgehend fühlten sich Frauen von (meist) Politikern nicht wirklich unterstützt. „Darum müssen wir das selber von unten tun“, sagte eine Frau bei der Oper.

 

Der Singende Block unterhielt die Menschen am Schwedenplatz. Foto: AnnaLisa Erdemgil Brandstätter

 

Bei der Urania machte LEFÖ (Lateinamerikanische emigrierte Frauen in Österreich) auf die noch immer ungehörten frauenpolitischen Forderungen aufmerksam. Foto: Bettina Frenzel

 

 

Die SozialdemokratInnen und GewerkschafterInnen gegen Notstandspolitik waren auf der Höhe Parkring. Foto: Bettina Frenzel

 

Die KPÖ Frauen versammelten sich am Schwarzenbergplatz. Foto: Bettina Frenzel

 

Susanne Scholl von den Omas gegen Rechts sagte: „Was wir vor 20, 30, 40 Jahren mit großer Mühe durchgesetzt haben, ist noch immer nicht sicher. Wenn ich daran denke, dass meine Tochter im Job teilweise dieselben Dinge erlebt, die ich erlebt habe. Es ist einfach notwendig, wieder auf der Straße zu stehen und wieder zu protestieren.“

Radio Orange hat die ganze Aktion live übertragen. Am Ende wurde noch gemeinsam gesungen, wenn es auch an manchen Stellen an Lautsprechern und Radios mangelte: „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ von Schneewittchen, „Frauen kommt her“ von den Flying Lesbians und „Respect“ von Aretha Franklin. Auch in Graz und Innsbruck gingen Menschen zeitgleich für Frauenrechte auf die Straße. Ein tolles Zeichen der Frauenbewegung in Österreich, das Mut für die Zukunft macht!