Flüchtling aus Syrien: Welt verschließt Augen vor Assads Verbrechen

Sahara ist Zeuge der syrischen Revolution. Er kritisiert in einem Leserbrief die einseitige Darstellung des Bürgerkriegs in den Medien, die sich überwiegend auf den „Islamischen Staat“ konzentrieren und das blutige Regime von Bashar al-Assad ungeschoren davonkommen lassen.
26. Juni 2016 |

Es überrascht mich immer wieder und es macht mich zornig, wenn ich in Österreich höre, wir wären in Syrien davongelaufen, anstatt das Land zu verteidigen.

Die Revolution in Syrien ist kompliziert, und so auch die Situation für die syrische Bevölkerung. Der triftigste Grund, warum die Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, ist das Vorgehen des syrischen Militärs unter Bashar al-Assad, das unbewaffnete Zivilist_innen attackiert. Die Bevölkerung ist von der Wasser- und Nahrungsversorgung abgeschnitten, wichtige öffentliche Straßen müssen geschlossen werden oder wurden bereits zerstört. Assad hat das Land in eine humanitäre Krise gestürzt. Die Bevölkerung, die in den von den Rebellen kontrollierten Gebieten lebt, wird vom Regime und seinen Unterstützern terrorisiert und ist nicht vor Bombenangriffen sicher. In den von ISIS kontrollierten Regionen müssen die Menschen die Unterdrückung durch die Terroristen ertragen.

Syrischen Männern bleibt keine Wahl – sie müssen sich einer der Armeen anschließen. Sie haben keine Chance auf Bildung, die Arbeitsmöglichkeiten sind ebenfalls am Ende. Kämpfen sie nicht für Assad, so droht ihnen die Haft unter unmenschlichsten Bedingungen, werden bis zum Tode gefoltert. Frauen erleiden ein ähnliches Schicksal – Regimekritikerinnen werden festgenommen und in den Gefängnissen von Assad misshandelt und vergewaltigt. In den vom IS kontrollierten Gebieten haben sie keinerlei Zugang zu Bildung und Arbeit – ihre Rechte werden mit Füßen getreten.

Sieben syrische Städte – darunter die Metropole Aleppo – wurden völlig zerstört und über 15 Millionen Syrer_innen mussten ihre Heimat verlassen. Das Assad Regime wird dabei von Söldnern aus umliegenden Ländern unterstützt und tötet unschuldige Kinder in Syrien auf der Basis von religiösem und sektiererischem Schmutz. Assad erzählt der Welt, er würde den islamistischen Terror bekämpfen – was er macht, ist Städte zerbomben und das Land zerstören, nur um an der Macht zu bleiben. Die Revolutionäre sind dieser militärischen Kraft unterlegen und haben mit ihren Ressourcen nicht die Möglichkeit dieses Regime zu stürzen und damit Syrien zu befreien und diesen Krieg zu beenden. Es ist eine Frechheit, dass so viele Staaten diesen Diktator nach wie vor unterstützen, ihm ein Vetorecht zugestehen und die militärische Grundlage liefern, um die syrische Bevölkerung zu töten.

Die gesamte Welt richtet das Licht auf die islamistischen Terroristen in Syrien, ohne auch nur einen Blick auf das ursächliche Problem zu werfen: Assad und sein Militär.
Und das ist auch der Grund, warum so viele Menschen aus Syrien gezwungen sind, das Land zu verlassen. Wir leben in einer Zeit, in der der Krieg die schrecklichsten Ausmaße angenommen hat. Schwerter und Panzer wurden durch atomare und chemische Waffen abgelöst. Diktator Assad schreckt vor nichts zurück und ist der Verursacher für die humanitäre Krise, wie wir sie heute in Syrien sehen.

Sahara
Syrischer Flüchtling in Österreich

Übersetzung aus dem Englischen von Sonja Kriegner
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.
Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider