Im Visier: Udo Guggenbichler
Der Wiener FPÖ-Mann Udo Guggenbichler, bezeichnenderweise ein deutschnationaler Burschenschafter und Organisator des Burschenschafterballs in der Hofburg, hat den internationalen Wissenschafter_innen des Weltklimarates IPCC sein Misstrauen ausgesprochen, denn die hätten „finanzierende Geldgeber“. Der Vorschlag des FPÖ-lers: Wir vergessen, was diese Internationalen da so erzählen und errichten eine „Beobachtungsstelle für den Klimawandel im Rahmen der Umweltschutzabteilung MA 22“! Quasi ein Wiener Wetterhäuschen, gewartet von den unbestechlichen Beamten des Wiener Stadtmagistrats anstatt der zwielichtigen ausländischen Gestalten, die alle unverständliches Zeug daher brabbeln – Inglisch oder so.
Das IPCC ist eine der größten wissenschaftlichen Kooperationen aller Zeiten und ein wirklicher Meilenstein unserer Geschichte. Alleine für den letzten Bericht des IPCC haben tausende Wissenschafter 9.200 Studien ausgewertet. Bei einer Befragung 2007 haben 97% der Klimaforscher den Aussagen des IPCC zugestimmt. 99,9942% der wissenschaftlichen Publikationen („Peer-reviewed articles“) zur globalen Erwärmung gehen von Mensch-gemachtem Klimawandel aus. Diese Wissenschafter_innen stammen aus der ganzen Welt, und sie tragen ohne zusätzliche Bezahlung zur Arbeit des IPCC als Autoren und Gutachter bei. Hier steht die Wissenschaftscommunity auf und sagt unmissverständlich, dass wir nicht so weiter machen können wie bisher.
Wenn wir uns weiter entwickeln wollen, dann dürfen wir die Entscheidungen über unsere Zukunft nicht mehr den Mächtigen überlassen. Trump und die FPÖ stellen eine Rebellion gegen diese Erkenntnis dar, gegen das unerhörte Aufbegehren der Vernunft, gegen die Forderung, dass das Prinzip Nachhaltigkeit unsere Gesellschaft leiten soll. Guggenbichler meint mit seinem peinlichen Vorstoß die Glaubwürdigkeit der IPCC-Wissenschafter unterminieren zu können.
Guggenbichler ist aber nicht der einzige Geistesblitz in der FPÖ. Den ersten „Black Globe Award“ erhielt FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter für die Behauptung, der Klimawandel sei ein „einziges mediales Lügengebäude, … das zum Einsturz gebracht werden muss“. Der oberösterreichische FPÖ-Chef Haimbuchner erhielt den letzten „Black Globe Award“. Er wetterte kürzlich: wegen des „Lobbyismus von jenen, die die Welt retten wollen“ werde es zu „einer Entindustrialisierung der Welt und Oberösterreichs“ kommen. Als in Brüssel 610 von 679 Abgeordneten für die Ratifizierung des Pariser Abkommens stimmten, hielten die vier freiheitlichen EU-Abgeordneten dagegen – wenn die Welt untergeht, triffts mehrheitlich eh Ausländer.