Kämpferischer Streik bei Halberg Guss lässt Unternehmer zittern
Seit dem 14. Juni streiken in Saarbrücken und Leipzig über 2.200 Beschäftigte der Neuen Halberg Guss (NHG) gegen die für 2019 geplante Schließung des Werks in Leipzig und den Abbau von 300 Stellen im Stammwerk Saarbrücken. Das Unternehmen, das seit Anfang des Jahres zur bosnisch-deutschen Prevent-Gruppe der Familie Hastor gehört, verlor wegen Preiserhöhungen zahlreiche Aufträge, darunter auch von VW.
„Das war Absicht, und jetzt ziehen sie alles raus, bevor sie uns Ende 2019 rauswerfen“, so Maik, einer der Streikenden. Den Arbeitnehmer_innen, bei denen die Prevent-Gruppe nur „die Ausbeuter“ heißt, reicht es: „Da machen sich ein paar reiche Investoren auf unsere Kosten die Taschen voll und glauben, wir lassen uns das gefallen.“
Entschlossener Kampf
Nachdem die Arbeiter_innen zu Beginn des Streiks im Leipziger Werk den Abtransport von Motorteilen mit Containern und Gabelstaplern blockiert hatten, wollte das NHG-Management die Zufahrt gewaltsam räumen lassen. Da die Polizei dazu aber nicht bereit war, wurde Bernd Kruppa, Chef der Gewerkschaft IG Metall in Leipzig, zum Gespräch mit den Unternehmern geholt. Kruppa ließ sich aber nicht auf deren lächerlich niedrige Angebote ein und meldete spontan eine Demo an.
In einem Brief beschuldigte der NHG-Chef Alexander Gerstung die Streikenden der Sabotage, drohte mit vorzeitiger Werksschließung und setzte eine Belohnung für Denunzianten aus. Davon ließen sich die Arbeiter_innen aber nicht einschüchtern. Kurzerhand verbesserten sie die Rechtschreibfehler in dem Schreiben und pinnten es draußen an.
Gemeinsam gegen das Kapital
Mit Demos, Autokorsos und anhaltenden Blockaden stellen sich die Streikenden gegen „die Ausbeuter“. Aus Solidarität kommen Delegationen von Siemens, aus dem VW-Werk Wolfsburg und anderen. Der Streik der Halberger ist für sie Vorbild und Motivation. Gegen das Kapital müsse man sich schließlich gemeinsam stellen, „wir sind ja alle Arbeiter“, so Armin, der seit 13 Jahren in Halberg Gießer ist. Und: „Wenn die glauben, sie können uns spalten, haben sie sich geschnitten.“ Viele bringen auch ihre Angehörigen mit, das „trifft ja die ganze Familie“, sagte die Ehefrau eines Mitarbeiters.
Den Antrag des Unternehmens auf die Untersagung von Streikmaßnahmen wies das Arbeitsgericht Frankfurt am Main zurück und erklärte den Streik für nicht rechtswidrig. Der Streik verursachte bereits massive finanzielle Schäden. Auch bei den Kunden komme es zu ersten Ausfällen in der Produktion, klagt Gerstung. Aber „Geld ist massenhaft da“, und das stehe denen zu, die es erwirtschaftet haben, so Kruppa kämpferisch.