Koordinierte Mahnwachen weiten Bewegung gegen Deportationen aus

Am Sonntag, 13. November, zeigten Mahnwachen gegen Abschiebungen in ganz Österreich: Es gibt sie noch, die Solidarischen! Über 15 Städte und Gemeinden beteiligten sich an Aktionen: Bad Ischl, Breitenwang, Furth bei Göttweig, Graz, Groß-Enzersdorf, Innsbruck, Korneuburg, Krems an der Donau, Kumberg, Langenzersdorf, Mistelbach, Nickelsdorf, Tulln, Vöcklabruck und Wien. Bad Vöslau folgt am Montag.
13. November 2016 |

Drei Wochen vor der bevorstehenden Präsidentschaftswahl meldet sich die solidarische Zivilgesellschaft in einem fantastischen Zeichen zu Wort und koordiniert den Widerstand. In unzähligen Orten brachten Menschen ihre Wut über die laufenden und bevorstehenden Abschiebungen von Flüchtlingen zum Ausdruck. In Wien versammelten sich rund 100 Menschen, in Graz 80, Mistelbach und Groß-Enzersdorf jeweils 50, in Vöcklabruck 30 und Dutzende in weiteren Gemeinden und Städten zu Mahnwachen (Bilder hier).

Initiiert wurden die landesweiten Mahnwachen von einigen engagierten Frauen, die erste Deportationen ihrer neugewonnen Freund_innen erleben mussten oder fürchten. 1.782 Abschiebungen sind nach Kroatien geplant – symbolisch wurde die Zahl 1.782 mit Kerzen auf der Mahnwache vor der Nationalbibliothek am Wiener Heldenplatz nachgestellt.

Aus der Hölle von Syrien

Eine tolle Beteiligung an der Mahnwache in Graz. Foto: Kulturverein mişmaš
Eine tolle Beteiligung an der Mahnwache in Graz. Foto: Kulturverein mişmaš

Isabella aus Oberösterreich sagte im Gespräch mit der Neuen Linkswende: „Ich bin über den Umgang Europas mit Schutzsuchenden entsetzt. Man muss etwas dagegen von unten machen. Ich möchte daher heute unterstützen!“ Elisabeth arbeitet bei der Volkshilfe in Braunau und kam wegen eines Wien-Besuches zum Heldenplatz: „Es ist enttäuschend wie das soziale, reiche Österreich mit Flüchtlingen umgeht, gerade in Oberösterreich. Es könnten bald viele Menschen obdachlos werden.“ Dort wird die Mindestsicherung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte auf 500 Euro gekürzt.

Elisabeth meint weiter: „Von den Medien wird auch Islamophobie geschürt. Ich arbeite nur mit Muslimen und habe nie Probleme. Das sind Menschen mit guten Fluchtgründen und keine bloßen Zahlen!“ Alaa aus Latakia steht neben ihr: „Ich bin aus der Hölle von Syrien geflohen und glücklich, dass Elisabeth mich wie einen Sohn aufgenommen hat. Sie hat mir wahre menschliche Größe gezeigt und ich will nun zeigen, dass es nicht stimmt, was über Flüchtlinge in den Medien steht.“

Neue Offensive möglich

Der Widerstand gegen die rassistische Asylpolitik der Regierung nimmt wieder an Fahrt auf. Kein Wunder, meinte Michael Genner, Sprecher der „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“: „Flüchtlinge werden aus Spitälern und Schulen abgeholt, Mütter vor ihren Kindern in Handschellen abgeführt. Die Zurückgebliebenen sind teilweise selbstmordgefährdet. Es spielen sich unglaubliche Tragödien ab. Die volle Verantwortung dafür trägt die Bundesregierung, insbesondere der rücktrittsreife Innenminister Sobotka.“

Nach Wahl von Trump: Make resistance great again!

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Sandra fragte eine Freundin: „Weiß die Regierung eigentlich, dass sie nur der FPÖ hilft?“ Die Freundin antwortete: „Sicher! Aber gewinnt der Hofer, werden wir erst recht protestieren.“ Sandra lachte wieder: „Oh ja, wir werden noch richtige Demoprofis!“ Die erfolgreichen Mahnwachen müssen jetzt für die Mobilisierung der Großdemonstration #LetThemStay #LasstSieBleiben am 26. November und die erste F*CK HOFER-Demo am 3. Dezember genutzt werden.

Österreichweite Mahnwachen gegen Abschiebungen #LetThemStay

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.