Meine Erfahrungen mit Flüchtlingen: Jede Energie wird zurückgegeben
Ich habe von Beginn an am Westbahnhof ausgeholfen – hauptsächlich habe ich Spenden sortiert. Seit es das Notquartier der Caritas in der Nordwestbahnstraße gibt, helfe ich dort etwa zwei Mal pro Woche aus. Ich habe die ersten Flüchtlinge in dieses Notquartier mitbegleitet.
Anfangs habe ich hauptsächlich bei der Essensausgabe mitgeholfen. Schnell konnte ich zu einigen, die dort wohnen, eine persönliche Beziehung aufbauen. Mit einem Lächeln kann man schon viel Freude schenken.
Insbesondere unternehme ich regelmäßig Sachen mit den Kindern, ich gehe mit ihnen auf den Spielplatz, spiele mit ihnen im Garten, helfe bei den Hausübungen. Auch Wanderungen habe ich schon mit ihnen unternommen. Besonders ins Herz geschlossen hatte ich ein Mädchen namens Ayat. Ayat schminkte mich und schlief auch schon mal in meinen Armen ein. Sie hat jedoch gemeinsam mit ihrer Familie ein neues zu Hause gefunden.
Besonders beeindruckend ist, wie schnell diese Kinder lernen: Nach drei Monaten kann man sich schon ziemlich gut mit ihnen auf Deutsch unterhalten. Auffallend ist auch, wie rücksichtsvoll diese Kinder sind und dass sie sich gegenseitig umeinander kümmern. Einmal beobachtete ich, wie sich zwei Kinder in einer hohen Kiste eingesperrt haben. Als ich eben hinüberlief, um ihnen zu helfen, kam bereits ein älteres Kind und half ihnen heraus. Auch wenn ein Kind zu weinen anfängt, kommen gleich mehrere andere, um es zu trösten.
Auch mit den Erwachsenen habe ich viele Sachen unternommen: Badminton gespielt, Räder zur Reparatur gebracht oder mit manchen Deutsch geübt.
Es bereichert mein Leben ungemein diesen Menschen zu helfen. Alles, was man an Positivem bewegt, kommt mehrfach zurück. Diesen Menschen das Leben ein Stück weit angenehmer zu machen, bereitet mir eine große Freude. Jede Energie, die ich investiere, wird zurückgegeben.
Wenn man mit Flüchtlingen zusammen arbeitet, fällt einem besonders eines auf: Diese Menschen haben eine unglaubliche innere Stärke. Wenn man bedenkt, was diese Menschen teilweise durchgemacht haben, ist es beeindruckend, mit wie viel Hoffnung sie in die Zukunft blicken. Besonders leid tun mir die vielen, die ewig auf Asylprozesse warten und weder arbeiten dürfen, noch sonst viel machen können. Viele von diesen Menschen sind hochqualifiziert mit Universitätsabschlüssen, sie sind es nicht gewohnt, nicht arbeiten zu können und langweilen sich.
Christine Franz