Reinhard Kleist: Der Boxer

Linker Lesetipp. Die wahre Geschichte des Hertzko Haft, erzählt und gezeichnet von Reinhard Kleist. Carlsen Verlag, 176 Seiten, ISBN: 978-3-551-78697-5, 16,90€
9. Mai 2015 |

Reinhard Kleist erzählt das unglaubliche, aber wahre Leben des jüdischen Boxers Hertzko Haft, der die Konzentrationslager der Nazis überlebte und dann eine Profikarriere in den Vereinigten Staaten einschlug.

Reinhard Kleist erregte durch seine Graphic Novels über Johnny Cash und Fidel Castro internationale Aufmerksamkeit. Mit seinem neusten Graphic Novel „Der Boxer“ erzählt er die unfassbare Geschichte des jüdischen Holocaustüberlebenden Hertzko Haft, der im KZ Auschwitz gezwungen wurde um sein Leben zu boxen.

1939: Der vierzehnjährige Hertzko muss sich und seine vaterlose Familie im von Nazis besetzten Polen mit Schmugglerei über Wasser halten. Da Hertzko sehr früh von der Schule flog, weil er seinen Lehrer nach einer antisemitischen Aussage schlug, lernte er niemals lesen und schreiben. In diesen finsteren Zeiten schaffte es Hertzko trotz allem eine Liebesbeziehung mit der jungen Jüdin Leah aufzubauen. Die beiden wollen sofort heiraten.

Doch beim Versuch seinen Bruder von den Nazis zu retten, deportieren sie ihn ins Vernichtungslager Auschwitz, wo er im Krematorium Leichen verbrennen sollte. Hertzko versinkt dort in Depressionen und weigert sich die Arbeit fortzusetzen und wird deswegen beinahe von einem KZ-Wärter ermordet. Ironischerweise rettet ihn der SS-Soldat Schneider das Leben. Dieser möchte Hertzko als Boxer trainieren, um lässt zur Belustigung für die Nazis gegen andere KZ-Häftlinge auf Leben und Tod kämpfen. Hertzko erhält den Beinamen „die jüdische Bestie“.

Der Boxer
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Unter Schneider beginnt ein mehr oder weniger privilegiertes Leben im KZ und es entwickelt sich eine seltsame Beziehung zwischen den Beiden. Hertzko hängt sich an Schneider, weil er ihm das Überleben sichert. Auf der anderen Seite hängt sich Schneider an Hertzko, da er eine Niederlage Deutschlands voraussieht und jemanden zur Absicherung braucht.  Kleist beschreibt Schneider als einen „völlig ideologielosen Opportunisten; ich habe ihn als idealisiert deutsch gezeichnet, um diesen Widerspruch nochmal hervorzuheben und dieses Ideal bewusst zu brechen!“.

So lernt Hertzko sich durchs Leben zu boxen und stößt später sogar auf den späteren Schwergewichtsweltmeister Rocky Marciano im Ring. Mit recht einfachen und doch ausdrucksstarken Tuschezeichnungen portraitiert Kleist das Leben und Überleben in den Konzentrationslagern. „Man kann das nicht zeigen, was dort passiert ist. Jeder Versuch, das eins zu eins zu übersetzen, führt zur Verharmlosung. Ich habe es so gemacht, dass ich in den expliziten Szenen weggeschaut oder ins Innere der Person gesehen habe, der Leser ergänzt durch seine Fantasie. Und das ist viel eindrücklicher als jedes Bild“.

Wie die Graphic Novel endet soll nicht verraten werden. „Der Boxer“ ist eine wahnsinnig packende Story nach einer wahren Geschichte.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.