Sind Klimawandelleugner nur dumm oder vor allem böse?

Strache vertraut einer Wahrsagerin und glaubt, dass die Wikinger in Grönland Wein angebaut haben. FPÖ-Klubchef Gudenus schürt ebenfalls Zweifel daran, dass der Klimawandel menschengemacht ist und damit, dass er vom Menschen abgewendet werden könnte.
18. Februar 2019 |

Man ist ja immer geneigt, solche haarsträubend blöden Bemerkungen zum Klimawandel mit der Dummheit des jeweiligen Protagonisten zu kommentieren. Aber hinter der Ignoranz steckt viel mehr eine politische Haltung. Dass Strache, und sicherlich noch andere FPÖ-Politiker, einer Wahrsagerin vertrauen (besagte Wahrsagerin saß regelmäßig mit anderen FPÖ-Spitzenpolitikern im Schwitz-Tipi), demonstriert ganz einfach ihre totale Ablehnung der Moderne. Das ist nur konsistent mit unserer Einschätzung der FPÖ als einer faschistischen Partei. Moderne faschistische Parteien haben ein riesiges Problem mit dem gesellschaftlichen Konsens, der sich nach der Terrorherrschaft der Nazis und dem umfassenden Bekanntwerden des Holocaust durchgesetzt hat. Für die Gewalt, die sie ausüben müssten, um heute wieder ein faschistisches Terrorregime zu etablieren, gibt es absolut keine Akzeptanz.

Gesellschaft vergiften

Die vielen Grausamkeiten gegenüber Flüchtlingen und generell den Schwächsten der Gesellschaft, wie wir sie aktuell erleben müssen, sind als Teil einer langfristig angelegten Strategie zu verstehen, die einer totalen Verrohung der Gesellschaft den Boden bereiten will. Das systematische Negieren bestens abgesicherter Wissenschaft ist ein wichtiger Teil davon. Es ist ja dieselbe Spezies Politiker, die Klimawandel leugnet und biologischen Rassismus verbreitet. Und es passt sehr gut in dieses Muster, dass Gudenus im selben Interview an den Grundsätzen der Menschenrechte rüttelt und den menschlichen Anteil am Klimawandel anzweifelt.

Maulwürfe im Staatsapparat

Klimawandel-Leugner gibt es in verschiedenen politischen Lagern, bei Faschisten steckt dahinter das Ziel, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Das Problem, vor dem moderne Faschisten stehen, ist kurz gesagt Auschwitz. Sie können sich weder offen zu Faschismus bekennen, noch offen gewalttätige Bewegungen unterstützen. Erst, wenn sie das gesellschaftliche Klima erfolgreich vergiftet haben, können sie wieder offen mit Gewalt ihre politischen Gegner und Feindbilder terrorisieren.

Straches Klimawandelleugnung – Dummheit oder Strategie?

Straches Klimawandelleugnung – Dummheit oder Strategie?

Derzeit müssen sie sich noch von Nazigangs distanzieren. Das ist bei allem Erfolg, den sie beim Stimmenfang haben, eine aus ihrer Sicht verheerende Einschränkung ihrer Möglichkeiten. Eine faschistische Gewaltherrschaft könnten sie derzeit unmöglich etablieren, sie können aber den Weg dafür zu ebnen versuchen und das tun sie – indem sie den Staat infiltrieren, versuchen den Polizeiapparat zu beherrschen und einen Kaderstamm aus rassistischen, die Demokratie verachtenden, gewaltbereiten Polizisten schmieden, die Justiz bis zum Verfassungsgerichtshof umfärben, die Menschenrechte zum Feindbild erklären, etc.

Das haben FPÖ-Politiker zum Klimawandel gesagt:

Gudenus: „Wir haben Phasen erlebt, in denen es noch viel wärmer war als jetzt. Wie groß der Anteil des Menschen ist, da streiten sich die Wissenschafter.“

Strache: Klimawandel hätte „mit vielen Faktoren zu tun, aber sicher nicht mit Fabriken oder sonstigen Entwicklungen […]“

Hofer: wollte „die klimaschädlichen Treibhausgase im Verkehrsbereich senken, führt aber Tempo 140 ein;
Stimmte zu, der Klimawandel sei nur der „Rettungsanker der Linken nach dem Zusammenbruch des Kommunismus“


Zu allem bereit

Die Verherrlichung von Monstern des NS-Regimes, wie Irmfried Eberl und Ernst Kaltenbrunner, durch die Burschenschaften hat viel weniger mit Ewiggestrigkeit zu tun, als mit systematischem ideologischen Drill der Mitglieder der schlagenden Burschenschaften. Das ist die Grausamkeit und die Härte, die von euch verlangt wird und zu der ihr bereit sein müsst – so das Selbstverständnis der schlagenden Burschenschaften als Elite der Eliten. Nur sie seien bereit und geschult dafür, alles zu tun um dem deutschen Volk zu seinem historischen Recht als Herrenrasse über alle anderen Rassen zu verhelfen.

Insofern, als diese Leute tatsächlich an die Existenz von Rassen und die Überlegenheit ihrer vermeintlichen germanischen Herrenrasse glauben, sind sie wirkliche Volltrotteln, aber ihre Strategie ist wohl durchdacht, kalkuliert und gar nicht vertrottelt – sondern gefährlich.