Leo Trotzki: Mit dem Eispickel gegen den Stern der Revolution

Der Kopf der Oktoberrevolution, Leo Trotzki, wurde am 20. August 1940 von einem stalinistischen Agenten im mexikanischen Exil ermordet. Trotzki bewahrte unter den widrigsten Umständen das Erbe des authentischen Marxismus.
17. August 2015 |

Vor 75 Jahren, am 20. August 1940, wurde Leo Trotzki ermordet. Er war der Vorsitzende des Petrograder Sowjets, Organisator der revolutionären Roten Armee und spielte eine herausragende Rolle während der finstersten Periode der sozialistischen Geschichte, als Stalin mit Hitler paktierte und die sozialdemokratischen Parteien dem Faschismus kaum Widerstand zu leisten vermochten.

Das Leben Trotzkis war geprägt von Verfolgung: in seiner Jugend durch den Zaren, später von Stalins Agenten. Im Gefängnis kam er zu seinem Namen. Kurz vor der Revolution 1917 trat Trotzki den Bolschewiki bei und wurde zum wichtigsten Organisator der Oktoberrevolution. Als die Konterrevolution die junge Sowjetrepublik bedrohte wurde Trotzki mit ihrer Verteidigung beauftragt. Aus dem Nichts schuf er die millionenstarke „Rote Armee“ und errang mit ihr den Sieg im zwei Jahre dauernden Bürgerkrieg.

Prinzipientreue

Nach dem Tod Lenins und dem Aufstieg Stalins gründete Trotzki die „Linke Opposition“ und versuchte die Revolution zu retten. Nur ein paar Jahre später wurde Trotzki von Stalin aus der Partei und aus Russland verbannt. Im Exil analysierte er den stalinistischen Staat und kritisierte Stalins Politik der Zwangskollektivierung. Stalin ließ Trotzkis gesamte Familie ermorden und nach mehreren gescheiterten Attentatsversuchen schlug ein stalinistischer Agent am 20. August 1940 in Mexiko-Stadt mit einem Eispickel auf Trotzki ein, tags darauf erlag er seinen schweren Verletzungen.

Nur mit dem Insistieren von Trotzki auf dem marxistischen Grundsatz des Internationalismus lässt sich eine sozialistische Zukunft realisieren. Stalin verwarf dieses Prinzip und rechtfertigte die Zwangskollektivierung und Industrialisierung als Weg zum „Sozialismus in einem Land“. Das mündete in eine Konterrevolution, in die Unterdrückung der Arbeiter_innen durch die Bürokratie und führte zu einem System, das mit Sozialismus nicht mehr zu tun hatte.

Permanente Revolution

Trotzki erlebte in der Revolution von 1905, dass „bürgerliche“ Revolutionen in rückständigen Ländern, die die Durchsetzung von limitierten Reformen und von Parlamentarismus anstreben, von den Arbeiter_innen in einer „permanenten Revolution“ weiter in Richtung Sozialismus getrieben werden können. Er überwand damit die mechanische „Etappentheorie“ der Zweiten Internationale – nach der eine sozialistische Revolution erst auf eine erfolgreiche bürgerliche Revolution folgen könnte.

Die Errungenschaften der Revolution in Russland würden allerdings nur dann Bestand haben, wenn sich die Revolution in andere Länder ausbreitete. Trotzki betonte die kombinierte und ungleiche Entwicklung aller Erdteile, in dem technologisch unterschiedlich entwickelte Länder nebeneinander existieren und voneinander abhängig sind. Unternehmen, die neue Technologien in ein Land niedrigerer Entwicklungsstufe bringen, können dort mit billigen Arbeitskräften und Rohstoffen rechnen. Die entstehende Arbeiter_innenklasse bekommt gleichzeitig eine große potentielle Macht und kann, wie im unterentwickelten Russland, die Revolution anführen.

Einheitsfront gegen Faschismus

Trotzkis Theorie der Einheitsfront ist für unsere Situation aktueller denn je. Der Kampf gegen Faschismus und die FPÖ verlangt einen vereinten Kampf. Unter Einheitsfront verstand Trotzki die Zusammenarbeit von revolutionären Sozialisten mit nicht-revolutionären Arbeiter_innenparteien. In diesem Sinne sollen bei gemeinsamen Aktionen keine Vorbedingungen gestellt werden. Das Bewusstsein aller Beteiligten entwickelt sich während der gemeinsamen Aktivitäten und führt so zur Bildung von Klassendenken.

Die internationale sozialistische Tradition

Die internationale sozialistische Tradition

In den 1930er-Jahren des letzten Jahrhunderts haben SPD und KPD in Deutschland die Machtübernahme Hitlers nicht verhindert, obwohl ihre gebündelten Kräfte den Nazis weitaus überlegen waren. Aus diesem Fehler sollten wir lernen und gemeinsam mit antifaschistischen Parteien und Organisationen Rassismus und Faschismus mit allen Mitteln bekämpfen.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.