2.500 forderten am Climate March in Wien: Klima vor Profite!

Am Samstag, 29. April, gingen in mehr als 300 Städten auf der ganzen Welt zehntausende Menschen gegen die herrschende Klimapolitik auf die Straße. Gerade jetzt, wo mit Trump ein überzeugter Klimawandelleugner im Weißen Haus sitzt, ist das wichtiger als jemals zuvor. In Wien demonstrierten am People’s Climate March an die 2.500 Menschen für Klimagerechtigkeit.
29. April 2017 |

Der „People’s Climate March Wien“ am Samstag, 29. April sammelte sich am Praterstern und zog dann unter lauten Rufen „What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!“ Richtung Parlament. Unter den Demonstrant_innen gab es zwei vorherrschende Themen: einerseits die Präsidentschaft des Reaktionärs Donald Trump, andererseits den Versuch der österreichischen Regierung, das Urteil zur dritten Piste am Flughafen Wien rückgängig zu machen.

SPÖ-Kanzler Christian Kern erklärte eine Woche vor der Demonstration, es dürfe nicht sein, dass ein „vager Begriff wie Klimaschutz“ ausreiche, um ein Projekt wie die dritte Piste zu Fall zu bringen – das sorgte für riesige Empörung. Florian sagte gegenüber der Neuen Linkswende: „Es muss endlich etwas passieren. Christian Kern ist zwar schöner als Trump, aber er macht dieselbe Politik.“

Der Amerikaner Jeff McKinsey ist gerade zu Besuch in Wien und ging direkt zur Demonstration. Er sagte: „Mein Präsident Donald J. Trump leugnet den Klimawandel und attackiert Wissenschaftler_innen, die die Wahrheit sagen. Deshalb ist es wichtig auf der ganzen Welt ein Zeichen zu setzen. Wenn das Eis verschwindet, verschwinden wir.“

 

Chemie-Student Jonas wollte ein Zeichen gegen Trumps Politik setzen: „In den letzten Jahren wurden im Bereich der Klimapolitik wenigstens minimale Fortschritte gemacht – viel mehr ist Pariser Klimaabkommen ja wirklich nicht. Zumindest hatte man das Gefühl, dass jeder und jede die Bedrohung des Klimawandels anerkennt. Trump könnte selbst diese Fortschritte wieder rückgängig machen.“ Die Tatsache, dass am gleichen Tag in Washington über 200.000 Menschen am  People’s Climate March teilnahmen, sollte uns Hoffnung machen.

Klimaflucht ist real

Erich Fenninger von der Volkshilfe erinnerte in seiner Rede daran, dass der Klimawandel besonders die Menschen, die am wenigsten dafür können, trifft. Aus den ärmsten Regionen Afrikas und Asiens müssen schon jetzt Millionen vor besonders langen Dürreperioden oder Überschwemmung flüchten. Wer sich die Flucht nicht leisten kann, ist oftmals gezwungen zu verhungern. Klimaflucht ist noch immer kein anerkannter Asylgrund.

Das Bündnis „System Change not Climate Change“ solidarisierte sich schon im Vorfeld mit all jenen, die vor den Folgen des Klimawandels flüchten müssen. Student Sven fand es wichtig, „das Thema Klimawandel und Klimagerechtigkeit mit anderen Themen wie etwa der Solidarität mit Flüchtlingen zu verknüpfen“. Durch den Demozug wurden Sprüche wie „A–Anti–Anticapitalista“ und „One solution – revolution!“ gerufen.

Dritte Piste? Nein Danke!

Viele Passant_innen die zufällig an der Demonstration vorbeikamen, waren begeistert. Immer wieder schlossen sich Passant_innen der Demonstration an oder klatschten uns zu. Einer von ihnen, Thomas, meinte: „Cool, dass ihr das macht. Hätte ich früher von der Demonstration gehört, wäre ich sicher vorbeigekommen. Das Thema wird von der Politik viel zu wenig beachtet. Als Kern das Thema in seinem Plan A thematisierte, dachte ich das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nach seiner Aussage zur dritten Piste fühle ich mich ziemlich verarscht.“

Demonstrantin Veronica pflichtete ihm bei: „Es ist gut, dass wir heute so viele sind. Wir müssen das Urteil zur dritten Piste verteidigen.“ Ein weiterer Aktivist meinte: „Die Klimawissenschaftler veröffentlichen im Rahmen des IPCC alle fünf bis sieben Jahre einen Sachstandsbericht. Der letzte für Österreich wurde vom Umweltminister Andrä Rupprechter präsentiert. Der gab sich damals sehr betroffen und meinte quasi: Oje, wir haben Zeit verloren und etwas aufholen. Aber kurz darauf hat er sich ganz empört über das Urteil gegen den Bau der dritten Piste geäußert. Daran sieht man, dass die niemals vorhatten die angekündigten Klimaschutzmaßnahmen einzuhalten.“

Fortschritt wird von unter erkämpft

Carla Weinzierl von Attac Österreich (sie ist Referentin auf unserem antikapitalistischen Kongress Marx is Muss) sprach sich von der Bühne gegen die geplante Freihandelsabkommen zwischen EU und Kanada aus: „Mit TTIP oder CETA können Klimaschutzmaßnahmen als ‚Handelshemmnisse‘ bekämpft werden. Um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, muss sich die Art und Weise, wie wir wirtschaften und leben, grundsätzlich ändern.“

Auf der Abschlusskundgebung vor dem Parlament hielt die renommierte Klimawissenschaftlerin Helga Kromp-Kolb eine wichtige Rede: „Es war die Wissenschaft, die schon sehr früh darauf hingewiesen hat, dass es einen Klimawandel gibt. Die Wissenschaft hat sich bemüht das Thema in die Gesellschaft zu bringen. Universitäten haben historisch gesehen eine wichtige Rolle gehabt beim Auslösen von Veränderungen.“

3.000 bei Marsch für Wissenschaft und gegen Ignoranz in Wien

3.000 bei Marsch für Wissenschaft und gegen Ignoranz in Wien

Aber, sagte Kromp-Kolb, „Veränderungen herbeigeführt, das haben nicht die Universitäten. Das waren Menschen die bereit sind auf die Straße zu gehen, Menschen die bereit sind zu kämpfen, die bereit sind Zeit, Geld und manchmal auch Leben zu opfern. Es gab eine Sklavenbefreiung, ein allgemeines Wahlrecht, Frauenbefreiung und auch eine Entkolonialisierung. Das ist die Folge von Kampf und sozialem Fortschritt!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

Anthropozän und Ökosozialismus sind ein Schwerpunkt am antikapitalistischen Kongress Marx is Muss von 5. bis 7. Mai im Wiener Amerlinghaus. Es sprechen Carla Weinzierl (System Change not Climate Change), David Heuser (Erdwissenschafter) und Manfred Ecker (leitender Redakteur von Neue Linkswende). Das gesamte Programm findest du hier.

People’s Climate March Wien (29.4.2017)

In Wien gingen am Samstag, 29. April an die 2.500 Menschen beim People’s Climate March auf die Straße. Zehntausende forderten in über 300 Städten auf der ganzen Welt “Klima vor Profite!”.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.