Linz gegen FPÖ-Burschenschafter: „Wir tolerieren diesen Ball nicht!“
Deutschnationale Burschenschaften waren und sind Symbol des österreichischen Rechtsextremismus. Die Demo skandierte: „Rassistisch, sexistisch, ekelhaft – das ist die deutsche Burschenschaft!“ Die Burschenschaft Arminia Czernowitz, die maßgeblich an der Durchführung des Burschenbundballs beteiligt ist, ist laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) der rechte Flügel der rechtsextremen Burschenschaften.
„Die wollen die Demokratie benutzen, um diese zu zerstören“, sagte Ilse, die extra aus Gmunden angereist ist. „Die Demo heute war super und wichtig. Ab morgen müssen wir alle an einer noch breiteren und entschlosseneren Bewegung arbeiten!“ An die 1.500 Menschen schlossen sich dem Protest an. Organisiert wurde die Demo vom Bündnis „Linz gegen Rechts“, das mittlerweile von über 60 Organisationen unterstützt wird.
Keine Akzeptanz für Faschismus
„Wir zeigen heute, dass die Gesellschaft diesen Tanz nicht toleriert“, erzählte Miriam, Aktivistin im Verband sozialistischer Student_innen (VSStÖ). „Rassistische, sexistische, homophobe Meinungen, wie sie die FPÖ vertritt, dürfen nicht salonfähig werden.“ Die Demo-Teilnehmenden waren sich einig, dass die Solidarischen gegen die FPÖ in die Offensive gehen müssen. Jenny meinte: „Der Rechtsruck geht uns gewaltig auf den Keks!“
Mittels vereinzelter Sitzblockaden wurden Taxis mit rechtsextremen Ballgästen behindert, doch die Polizei ermöglichte die Weiterfahrt und kesselte 100 Antifaschist_innen ein. Bereits im Vorfeld regte auf, dass die Polizei ein noch größeres Platzverbot als im Vorjahr verhängt hat. Am Rande stänkerten vereinzelt FPÖ-Sympathisanten und forderten, die Demonstrant_innen in „Arbeitslager“ zu stecken. Zwei „Identitäre“ mischten sich unter die Demonstration, wurden aber von der Polizei entfernt.
Blau-schwarze Koalition
Für Empörung sorgte auch wieder die Teilnahme von Landeshauptmann Josef Pühringer. „Für uns ist klar, dass der Burschenbundball nichts anderes als eine rechtsextreme Großveranstaltung ist. Gerade die bereitwillige Unterstützung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wertet diesen aber enorm auf und schlägt eine Brücke von der extremen Rechten hinein in die bürgerliche Mitte!“, erklärte das Bündnis. Auf Landesebene schloss die ÖVP letztes Jahr ein „Arbeitsübereinkommen“ mit der FPÖ und ging sogleich daran, die Mindestsicherung für Asylberechtigte auf ein Drittel zu kürzen.
„Wenn es wieder salonfähig wird, mit dem Leid von Millionen Menschen, die auf der Flucht sind, auf Stimmenfang zu gehen, ist das eine Sauerei“, meinte Günther (47 Jahre), der aus dem Burgenland gekommen ist. Der 77-jährige Herr Sailer sagte: „Als alter Mann habe ich Angst vor der Zukunft. Vor 80 Jahren waren’s die Juden und jetzt sind’s die Flüchtlinge und Asylanten. Wir haben das alles schon einmal gehabt.“ Der 17-jährige „stolze Antifaschist“ Simon stimmt zu: „Wir müssen aus der Geschichte lernen!“
Auch in Graz konnten am Samstag 500 Antifaschist_innen einen tollen Erfolg über einen neuerlichen Aufmarschversuch von der islamfeindlichen Pegida-Bewegung feiern. Rund 200 Rassisten folgten dem Aufruf zum europaweiten Aktionstag zur „Verteidigung des Abendlandes“.