Das „Holocaustgedenken“ der FPÖ: Jedes Jahr in der Hofburg
Der FPÖ-Burschenschafterball verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus jedes Jahr. Burschenschafter waren die zentralen Leiter der NS-Tötungsmaschine:
- Der SS-Offizier Ernst Kaltenbrunner (Burschenschaft „Arminia Graz“) wurde Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) und war damit Leiter der Naziterrormaschinerie.
- Der Innsbrucker Arzt und SS-Untersturmführer Irmfried Eberl („Germania Innsbruck“) ermordete als Kommandant des Konzentrationslagers Treblinka hunderttausende Jüd_innen.
- SS-Arzt Hermann Richter („Sängerschaft Scalden“) entnahm in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen Lagerinsassen bei vollem Bewusstsein Organe, um zu beobachten, wie lange sie diese Folter überleben konnten.
Die antisemitischen Burschenschaften, die aus ganz Österreich zum FPÖ-Akademikerball anreisen, haben nach dem Zweiten Weltkrieg das Motto der SS beherzigt: „Unsre Ehre heißt Treue“. Zu den Ballgästen zählten Holocaustleugner wie der ehemalige FPÖ-Politiker John Gudenus oder frühere Chef des Front National, Jean-Marie Le Pen. Über die Burschenschafter am Ball urteilte Buchautor Hans-Henning Scharsach: „Sie sind dem Nationalsozialismus treu geblieben. Keiner der nationalsozialistischen Verbrecher wurde aus seiner Verbindung ausgeschlossen.“
Proteste erzeugten Druck
2012 warf die Hofburg-Betreibergesellschaft den WKR-Ball aufgrund des massiven öffentlichen Drucks aus der Hofburg – damals fiel der Ball ausgerechnet mit dem internationalen Holocaustgedenktag am 27. Jänner zusammen. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte war die Polizei gezwungen, die antifaschistischen Proteste auf den Heldenplatz ziehen zu lassen. Eine wichtige Schlacht war gewonnen.
Aber schon im folgenden Jahr gab es eine Fortsetzung, der Ball änderte sein Label: „WKR-Ball wird zum Akademikerball“ titelt die rechtsextreme Homepage des ehemaligen Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ). Im neuen Ballausschuss befinden sich die gleichen Namen rechter Recken wie zuvor. Ihr Obmann ist Udo Guggenbichler, Bezirksvorsitzender der FPÖ in Währing und Burschenschafter der „Albia“.
Von der alten Homepage „wkr-ball.at“ wird man (bis heute) direkt auf die neue „wiener-akademikerball.at“ weitergeleitet. In der Einladung des ersten Akademikerballs schrieben die Veranstalter, der Ball gebe „uns Korporierten die Möglichkeit, auch 2013 wieder in den prunkvollen Sälen der Wiener Hofburg zu feiern und zu tanzen.
Demokratische Maske
Mit diesem Ball wird versucht Geschichte zurückzudrehen und Faschismus und Nationalsozialismus wieder salonfähig zu machen. Ein Ball in der Hofburg, immerhin Sitz des Bundespräsidenten und repräsentatives Gebäude für Staatsbesuche, legitimiert die Faschisten im Parlament: Wenn rechtsextremen Burschenschaftern der Tanz in der Hofburg erlaubt ist, so hilft das beim Aufbau einer respektablen „demokratischen“ Partei und Wahlbewegung.
Der Ball hat deshalb enorme politische Bedeutung für die FPÖ. „Einer im Parlament vertretenen Partei“, argumentierte Herwig Götschober, Mitglied im Ballausschuss und Parlamentsmitarbeiter von Norbert Hofer, können die Hofburg-Betreiber „die Räumlichkeiten der Republik nicht verwehren.“ Die Hofburg-Betreibergesellschaft stieg darauf ein: „Wir stehen allen im österreichischen Parlament vertretenen Parteien offen.“
Faschisten entlarven
Die FPÖ bewegt sich allerdings auf einem schmalen Grat. Einerseits müssen sie jede Sympathie für Faschismus abstreiten und sich als Partei präsentieren, die man nicht ausgrenzen darf. Andererseits muss sie ihrer „Basis“ – und das sind im Wesentlichen rechtsextreme Burschenschafter – regelmäßig signalisieren, welcher Geisteshaltung sie tatsächlich anhängen. Massenproteste und kontinuierlicher Widerstand lassen die demokratische Maske regelmäßig verrutschen.
2012 ist es durch Proteste gelungen, der FPÖ die demokratische Maske von der hässlichen Fratze zu reißen. Strache tobte: „Wir sind die neuen Juden!“ und „Für die linkslinken Utopisten gilt man da sofort als Faschist!“ Das man Hofer im Wahlkampf immer wieder das Tragen der Kornblume vorhielt, trieb ihn und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur Weißglut. Auf die Niederlage Hofers reagierte Strache noch am Wahlsonntag völlig hysterisch: „Grüne“ hätten Hofer im Wahlkampf immer wieder „als Nazi beschimpft“.
Man muss der FPÖ die Legitimität entziehen, sich Strache entschlossen in den Weg stellen und die Nazis in hohem Bogen aus der Hofburg werfen. Die Proteste gegen die Burschenschafterbälle in Wien am 3. und in Linz am 4. Februar können die Freiheitlichen als eine im Kern faschistische Partei bloßstellen.