Afghanischer Flüchtling spricht über Polizeiräumung in Calais

Die Polizei hat mit dem Abriss des Flüchtlingslagers in Calais begonnen. Im Lager, von seinen Bewohnern „Dschungel“ genannt, warten hunderte Menschen auf die Weiterreise nach Großbritannien. Der afghanische Flüchtling Mohammed spricht über die Einschüchterung durch die Polizei und verlangt: „Wir wollen wie Menschen behandelt werden.“
1. März 2016 |

Die Polizei hat mit der Vertreibung der Menschen im „Dschungel“ von Calais begonnen. Polizisten erzählen den Leuten, sie haben eine Stunde, um das Camp zu verlassen. Am Freitagmorgen haben sie fünf oder sechs Unterkünfte zerstört. Die Menschen haben Angst. Die Polizei bedroht sie. Warum müssen sie mit 50 bis 60 Polizeibussen in den Dschungel fahren? Weil sie die Menschen in Schrecken versetzen wollen.

Ⓒ HelpRefugeesUK (Twitter)
Schwerbewaffnete Polizei hat das Lager gestürmt. Ⓒ HelpRefugeesUK (Twitter)

Sie sagen den Leuten nur, dass sie raus müssen und entweder in ein staatliches Containerlager oder in ein Unterbringungszentrum gehen sollen. Aber im Containercamp mangelt es an allem. Sie stecken zwölf Menschen in einen Container ohne fließend Wasser, Dusche und Klo. Und in den Unterbringungszentren können sie auch nur einen Monat bleiben – wo sollen sie nachher hin?

Polizei erzählt Unwahrheiten

Wir werden im Ungewissen gehalten, die Polizei lügt. Um in das Containerlager zu kommen, muss man beispielsweise seine Fingerabdrücke abgeben. Sie haben gesagt, das wäre nötig, um die Tore des Camps zu passieren. Aber zwei Menschen, die es bis nach Großbritannien geschafft haben, wurden wieder zurückgeschickt, weil ihre Fingerabdrücke an die dortigen Behörden weitergegeben wurden.

Wir sind Menschen und wir verlangen wie Menschen behandelt zu werden. Das ist meine Botschaft an die britische Regierung. Wir müssen aus unseren Ländern fliehen, weil es dort Krieg gibt, die diese Regierungen begonnen haben. Sie sind für die Probleme verantwortlich.

Menschenrechte

Uns hat man erzählt, dass Europa das Land der Menschenrechte und Demokratie wäre. Aber jetzt, wo wir hier sind, ist davon nichts übrig. Sogar Hunde werden besser behandelt als wir. Wir möchten uns bei all den einfachen Menschen bedanken, die uns helfen. Wir können nur darauf hoffen, dass der Druck auf die britische Regierung wächst, damit sie endlich ihren Job erledigt.

Großbritannien gibt jedes Jahr Millionen Euro für Grenzkontrollen aus – für Sicherheitsmaßnahmen und Zäune. Das bedeutet, dass Menschen ihr Leben riskieren, bei dem Versuch, illegal über die Grenze zu kommen. Die Ausgaben für Grenzsicherung lässt nur die Profite der Menschenschmuggler anwachsen. Früher haben sie für eine Fahrt 2.500 Euro verlangt, jetzt ist der Preis auf 10.000 bis 13.000 Euro gestiegen. Es wäre günstiger und leichter für alle, wenn die Menschen ganz einfach um Asyl ansuchen und legal einreisen könnten, anstatt ihr Leben zu riskieren zu müssen.

Der Erfahrungsbericht ist zuerst auf Socialist Worker erschienen. Übersetzung aus dem Englischen von David Albrich.
Am internationalen Aktionstag am 19. März gehen europaweit zehntausende Menschen auf die Straße. Treffpunkt für die Demonstration in Wien ist 13:00 Uhr am Karlsplatz.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.