Das neue Bildungspaket ist ein Witz, eine Schande!
Drei wesentliche Eckpunkte der Schulreform im vergangenen September zeigen sehr schön, wie schändlich diese Regierung mit der Bildung und mit Menschen überhaupt umgeht.
Erstens ist die Wiedereinführung der Ziffernnoten schon ab der 2. Klasse geplant. Diese Reform basiert auf keinerlei pädagogisch-wissenschaftlichen Erkenntnis. Im Gegenteil, es ist umfassend belegt, dass Ziffernnoten demotivierend auf Kinder wirken und somit lernhemmend sind. Wie Bildungsminister Faßmann in einem Standard-Interview zugegeben hat, handelt es sich bei dieser Wiedereinführung um eine politische Entscheidung. Dies bedeutet, dass diese sich klarerweise nicht nach dem Wohl der Kinder orientiert, sondern ganz andere Interessen vertritt.
Zweitens plant die Regierung wesentliche finanzielle Einsparungen an allen Regelschulen. Diese werfen unser pädagogisches Konzept total auf den Kopf. Alle unsere Klassen und natürlich auch unsere Mehrstufenklasse haben TeamlehrerInnen, welche durch das neue Bildungspaket ab nächstem Jahr anscheinend wegfallen werden. Das bedeutet eine wesentliche Verschlechterung unseres Schulalltags und eine grundsätzliche Infragestellung unserer Mehrstufenklasse. Frontalunterricht wird hiermit begünstigt und freies Lernen wesentlich erschwert.
Und was mich letztens am meisten erschüttert hat, ist, dass die schon an vielen (vor allem Wiener) Schulen bestehenden sogenannten Deutschförderklassen ab dem nächsten Schuljahr Pflicht werden sollen. An unserer Schule wird gerade ein Einstufungstest für alle Kinder, die nicht fließend deutsch sprechen, ausprobiert. Die Frau Direktor hat von einer ganz miesen Stimmung während dieses Tests berichtet, der teilweise etwas skurril und fast lächerlich ist und teils selbst von Erwachsenen nicht klar zu beantwortende Fragen beinhaltet.
Diese Situation ist extrem belastend für Kinder, die sowieso schon unter einem Kulturschock leiden, wenig Deutsch verstehen und schon weinend zu diesem Test erscheinen. Dieser Test dient laut unserer Frau Direktor nichts anderem, als diesen Kindern und deren Familien ein klares Zeichen zu setzen, nämlich „Du gehörst nicht hierher und bist hier nicht willkommen“ und präsentiert wiedermal die menschenverachtenden Umgangsformen unserer Regierung.
Und es kommen noch immer ärgere Forderungen von der FPÖ, wie z.B. Deutsch als Pflichtsprache am Schulhof einzuführen. Einerseits werden die Kinder in den ‚,Deutschförderklassen“ von ihren deutschsprechenden Klassenkameraden (wie an unserer Schule) 15 (!) von 22 Stunden getrennt und somit vom Fachunterricht ferngehalten, was sie in ihrem schulischen Fortschritt hemmt. Es wird ihnen die Integration in die Klassengemeinschaft und auch der Gebrauch von Deutsch mit Gleichaltrigen erschwert. Dann, wenn sie endlich Freizeit haben, soll ihnen in ihrem Selbstausdruck Regeln gesetzt und somit die Ausdrucksfreiheit genommen werden. Das zeigt ihnen einerseits, dass ihre Sprache weniger wert ist und andererseits hält es sie davon ab, sich frei zu entfalten. Sprache ist ein grundlegendes Instrument in der Entwicklung der Persönlichkeit, der Identitätsfindung und im Selbstausdruck. Den Kindern die eigene Sprache zu verbieten heißt, ihnen den Mund zu verbieten und ihnen eine der grundlegendsten Freiheiten zu verwehren. Das ist einfach scheußlich!
Den Geldhahn abzudrehen, Deutschförderklassen mit Einstufungstest und Ziffernnoten verpflichtend einzuführen und gleichzeitig zu behaupten, dass die Schulen mehr Autonomie haben, ist auch wirklich eine Farce! Diese Regierung erzählt Lügen und orientiert sich nicht an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ihre Aussagen basieren nicht auf der Wahrheit, sondern auf alternativen Fakten, die nichts mit der Realität zu tun haben. Sie verschlechtert unsere Bildung ganz klar und leider auch gravierend. Diese Regierung agiert menschenverachtend und extrem rassistisch!
Ich bin nicht der einzige Elternteil, der so denkt. An unserer Schule hat sich schon ein Grüppchen gebildet, das sich lautstark gegen diese drohenden Bildungsrückschritte wehren möchte. Wir möchten das neue Bildungspaket nicht wort- und widerstandslos hinnehmen. Wir möchten uns besser mit anderen Elternvereinen, Eltern und Schülern vernetzen, um Aktionen zu planen, die unserem Unmut Ausdruck geben und versuchen auf die Politik Einfluss zu nehmen. In Zeiten wie diesen muss man sich vernetzen und am Widerstand teilnehmen, denn wie weit wird dieser Wahnsinn noch gehen, wenn wir uns das alles einfach gefallen lassen?
Natalie, Mutter eines
Erstklässlers und Vorstands-
mitglied eines Elternvereins