Der FPÖ-Akademikerball ist verhasst wie eh und je
Die deutschnationalen Burschenschaften stellen die Führungsmannschaft der FPÖ. Jeder dritte Wiener FPÖ-Gemeinderatsabgeordnete ist deutschnationaler Burschenschafter, im Parlament ist gar jeder zweite FPÖ-Abgeordnete ein Deutschnationaler. Für die Burschenschaften ist der „Akademikerball“ der bedeutendste Event des Jahres. Hier zeigt man Stärke und verhöhnt die Demokratie nach dem Motto: Wir sind noch da! Ihr hab uns nicht besiegt und ihr habt nicht dazu gelernt!
Genau das ist die Botschaft, die der „Ball der Holocaustleugner“ (Hans-Henning Scharsach) aussendet. Am Donnerstagabend organisierte die Burschenschaft „Germania Libera zu Mistelbach“ und die Mädelschaft „Sigrid zu Wien“ eine Veranstaltung zum Thema „Pegida – Aufbruch oder Randerscheinung“. Zu dieser Veranstaltung kam Tatjana Festerling, ehemaliges AfD-Mitglied und heute führende Pegida-Aktivistin.
Kampf gegen FPÖ auf die Straße tragen
Der Akademikerball, früher „WKR-Ball“, wurde 2012 aus der Hofburg verbannt, doch die FPÖ sprang ein und rettete den Ball. „So lange Gesetze eingehalten werden und eine demokratisch legitimierte Partei dahintersteht, ist das okay“, rechtfertigte sich letztes Jahr die Hofburg-Geschäftsführerin Alexandra Kaszay. Diese demokratische Legitimation der FPÖ gilt es zu brechen, aber das wird nicht im Parlament geschehen, dort wird die FPÖ nur stark gemacht. Widerstand müssen wir auf der Straße aufbauen. Dieser Ansicht waren auch die Demonstrant_innen.
Paul aus Gmünd an der tschechischen Grenze sagte: „Ich bin hier, weil ich gegen die FPÖ und ihre Propaganda bin.“ Alex ergänzte: „Normalerweise bin ich im Umwelt- oder Tierschutzbereich tätig, aber dass die FPÖ noch immer den Akademikerball in der Hofburg veranstalten kann, finde ich skandalös, deshalb bin ich heute da.“
„Wir unterstützen schon seit Jahren das Bündnis ‚Offensive gegen Rechts‘ und mobilisieren immer für Aktionen gegen den Akademikerball“, erzählte Lisa von Attac. „Wir finden es wichtig, dass wir – auch wenn wir sonst zu Themen der Wirtschaftspolitik arbeiten – auch auf der Straße der FPÖ und dem Rassismus entgegentreten.“ Auch Simon schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich bin stolzer Antifaschist und kann es nicht vertreten, dass Burschenschaften in der Hofburg tanzen.“ Günther, Betriebsrat des Willhelminenspitals stellte klar: „Mir ist es ein Riesenanliegen, hier wieder mit dabei zu sein. Die FPÖ ist zwar im Nationalrat vertreten, aber sie ist so weit rechts, dass sie da eigentlich nichts verloren hat!“
Als wir heute in unserem Büro die Demoschilder bastelten, meinte der Pizzabote: „Ah, ihr bereitet euch auf die Demo vor, cool, ich werde da auch hingehen. Man muss etwas gegen die FPÖ tun.“
Südtirol gehört nicht den Rechten
Der Akademikerball stand dieses Jahr unter dem Motto „Südtirol – eine Herzensangelegenheit“. Die Südtiroler Hochschüler_innenschaft und andere Südtiroler Vereine wollten das nicht auf sich sitzen lassen und riefen zur Beteiligung an der Demonstration der „Offensive gegen Rechts“ auf.
Ihr Sprecher Gianluca Da Col sagte in seiner Rede: „Wir kämpfen gegen Rassismus, Diskriminierung und gegen jede Form von Faschismus, um eine moderne und solidarische Gesellschaft aufzubauen. Für offen menschenverachtendes Gedankengut darf in Südtirol kein Platz sein, genauso wenig in Österreich oder in der Wiener Hofburg. Siamo tutti antifascisti.“ Andreas kommt aus Südtirol und studiert in Wien: „Ich finde es eine Frechheit, dass die FPÖ und ihre rechtsextremen Kameraden Südtirol für ihre antidemokratische Propaganda missbrauchen!“
Solidarität mit Flüchtlingen
Solidarität mit Flüchtlingen war selbstverständlich ein dominierendes Thema. Man sah viele selbstgebastelte Schilder mit Slogans wie „Refugees Welcome“ oder „Grenzen auf, FPÖ raus“. Markus, ein siebzehnjähriger Schüler aus Wien sagte: „Ich war letzten Sommer regelmäßig am Hauptbahnhof. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Darum bin ich gegen die FPÖ.“
„Ich war lange nicht mehr auf einer Demonstration, doch als ich im Sommer gesehen habe, wie tausende Flüchtlinge von der österreichischen Bevölkerung willkommen geheißen werden, wurde mir auch klar, dass wir etwas ändern können“, erzählte Maria. „Die FPÖ will unsere Gesellschaft spalten und die Menschenrechte außer Kraft setzen, dass dürfen wir nicht zulassen.“
Von der Demonstration zogen noch viele zur Kundgebung von „Jetzt Zeichen setzen“ am Heldenplatz weiter, weil schließlich alle Antifaschist_innen – nicht nur die radikale Linke – gegen Burschenschaften und die FPÖ zusammenarbeiten müssen.