Die Zwischenrufer
Wer in den letzten Wochen eine der ausufernden Parlamentsdebatten zur gesetzlichen Verankerung des 12-Stunden-Arbeitstages auf „freiwilliger“ Basis angehört hat, dem konnte nicht entgehen, mit welcher selbstherrlichen Ignoranz Türkis-Blau die Rückkehr in die Feudalherrschaft des Geldadels angeordnet hat.
Die komfortable Zwei-Drittelmehrheit umweht die MandatarInnen mit einem Hauch der Unfehlbarkeit, der es ihnen so locker vom Hocker ermöglicht, weder die Sozialpartner noch irgendwelche innerbetrieblichen ArbeiterInnenvertretungen zum Thema anhören zu müssen. Es könnten sich dadurch ja vielleicht eventuelle Widerstände ergeben.
Die wenigen Stimmen, die gegen diese unüberlegte Hauruck-Taktik argumentiert haben, wurden regelmäßig von Zwischenrufern, hauptsächlich aus der blauen Fraktion, unterbrochen und damit versucht, sie aus dem Konzept zu bringen. Mit Schmährufen unter der Gürtellinie tat sich vor allem der harte Kern der Blaunen unrühmlich hervor und ich denke, das Ganze verfolgt einen bestimmten Zweck.
Dieser harte Kern zeigt offen seine Verachtung für die parlamentarische Demokratie und am liebsten würden sie eher heute als morgen alle ArbeitnehmerInnenverbände zerschlagen, allen voran die Gewerkschaften. So fühle ich mich davon genötigt, auch einmal einen Zwischenruf anzubringen.
Stoppt diese rasante Schnellschusspolitik der Kurz-Strache Bruderschaft, deren Gesetzesänderungen eine schwindelerregende Talfahrt der hart erkämpften sozialen Sicherheiten aller ArbeitnehmerInnen bringen wird. Unentgeltliche Überstunden, betriebliche Anordnungen aus der Chefetage, die meist die Bedürfnisse von AlleinerzieherInnen nicht berücksichtigen und die aus guten Grund abgeschaffte 60-Stunden-Woche, die jetzt durch die Hintertür wieder eingeführt wird.
Aber langsam begreifen selbst treue Stammwähler von Türkis-Blau, welches Ei sie sich mit ihren Wählerstimmen gelegt haben. Haben ja doch viele geglaubt, sie bekämen nun das, was ihnen zusteht. Mit meinem letzten Rest an Sarkasmus muss ich ihnen Recht geben. Wer diese Leute wählt, kriegt tatsächlich das, was ihm zusteht. Nur eben leider alle Anderen auch.
Elfriede Grömer