Empörter Protest am Flughafen Wien gegen Deportationen

Nasir, ein 18-jähriger Afghane, sollte heute Montag, 13. März nach Afghanistan abgeschoben werden. Sein Anwalt Christian Schmaus wurde bis dato im Dunkeln darüber gelassen, wo Nasir sich aufhält. Österreich setzt damit das skandalöse Abschiebeabkommen zwischen der EU und Afghanistan in die Praxis um. Gegen die vermehrten Abschiebungen protestierten am Flughafen Wien-Schwechat rund 150 Menschen. +++ Update Dienstag, 14. März, 8:14 Uhr: Laut Anwalt ist Nasir abgeschoben worden +++
13. März 2017 |

Rund 150 Menschen versammelten sich am Montag, 13. März am Flughafen Wien-Schwechat und demonstrierten gegen die ungeheuerlichen Abschiebungen nach Afghanistan. Sie verlangten, dass die politisch Verantwortlichen – wie Innenminister Wolfgang Sobotka – endlich zur Verantwortung gezogen werden. „Ich bin heute hier, weil Abschiebungen nach Afghanistan einfach menschenrechtswidrig sind. Afghanistan ist nicht sicher. Heute ist wieder eine Bombe in Kabul explodiert, das gehört dort zum Alltag. Junge Männer dorthin abzuschieben, die dort keine Familie mehr haben, keine Existenz… Sollen sie diese Menschen doch gleich aufhängen!“, sagte die Aktivistin Sigi Spengler entrüstet.

Die Abschiebung des 18-jährigen Nasir nach Afghanistan sorgte für besondere Empörung. Er war 2015 nach Österreich geflohen und wollte hier ein neues Leben beginnen. Nasir kommt aus der östlichen Provinz Nangarhar, in der blutiger Bürgerkrieg herrscht. Studentin Mechthild Geyer ist zornig: „Diese Menschen werden einfach ihres Rechtes beraubt, in Freiheit und Sicherheit zu leben. Das verstößt gegen die allgemeine Erklärung der Menschenrechte!“ Gegenüber der Plattform für eine menschliche Asylpolitik sagte Nasirs Anwalt Christian Schmaus: „Hier wurden rechtsstaatliche Grundsätze verletzt!“

Afghanistan unsicher wie nie zuvor!

Das österreichische Außenministerium selbst erteilt für ganz Afghanistan eine Reisewarnung. Nicht nur in Teilen, sondern „im ganzen Land“ bestehe „das Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle“. Alleine im Jahr 2016 wurden an die 3.500 Menschen infolge der Konflikte getötet. Umso schrecklicher ist es, dass die österreichische Regierung es nicht nur zulässt, sondern geflüchtete Menschen bewusst nach Afghanistan abschieben lässt.

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„Ich halte es für absolut unmenschlich, Leute dorthin zurück zu schicken, wo klar ist, dass sie nicht sicher sind, dass ihr Leben in Gefahr ist, dass sie keine Zukunft haben“, erzählt Demonstrantin Hannah entsetzt. Asylrechtsaktivistin Fanny Dellinger meinte: „Ich kenne sehr viele Menschen, die genau in dieser Situation sind und die ein unfaires, erstes Verfahren hatten, wo sie in erster Instanz pauschal abgewiesen wurden, die jetzt einfach zittern müssen. Ich hoffe sehr, dass ich nie für einen meiner Freunde hier werde stehen müssen.“

Die Demonstration am Flughafen war nur einer von vielen kommenden Protesten gegen die Unmenschlichkeit und den Rassismus der Regierung.

Am kommenden Samstag, 18. März, organisiert die Plattform für eine menschliche Asylpolitik eine Großdemo gegen Rassismus um 14 Uhr im Märzpark in Wien. Die Veranstaltung gibt es auch auf Facebook.
+++ Update Dienstag, 14. März, 8:14 Uhr: Laut Anwalt ist Nasir abgeschoben worden +++
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.