Von den US-Eliten gehasst: Fidel Castro (1926-2016)
Geboren 1926, wuchs Fidel Castro in der de-facto US-Kolonie Kuba auf: Den Erfolg des Befreiungskriegs gegen Spanien Ende des 19. Jahrhunderts kassierten die USA, die sofort die Verfassung in ihrem Sinn umschrieben. Guantanamo Bay, das grauenhafte US-Foltergefängnis, ist bis heute schreckliches Zeugnis dessen. Castro stellte sich gegen diesen Imperialismus und bekämpfte ihn tapfer.
Mit einem Putsch schaltete Präsident Fulgencio Batista 1952 die parlamentarische Opposition aus und übernahm die Macht. Der Oppositionelle Castro führte ein Jahr darauf mit einer Guerillatruppe einen Angriff auf die Moncada-Kaserne durch. Dieser scheiterte zwar, aber der folgende Gerichtsprozess katapultierte Castro an die Spitze der kubanischen Opposition.
Kubanische Revolution
Jahre später verschanzten er und Che Guevara sich mit einer kleinen Rebellentruppe in den Bergen. Von dort aus führte er einen Guerillakampf gegen das kubanische Militär, der dank der heldenhaften Unterstützung der Landbevölkerung auch erfolgreich war. Am 1. Januar 1959 musste Batista fliehen, Castro verkündete am Abend den Sieg der Revolution.
In der Schweinebucht erlitt der US-Imperialismus eine schwere Niederlage.
Die kubanische Revolution war allerdings keine kommunistische Revolution, die Karl Marx im Sinn hatte, als er schrieb: „Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiterklasse selbst sein.“ Die Massen bejubelten den Sieg Castros, doch es waren eben nicht die Massen selbst, die den Kampf aktiv führten, sondern eine Guerillaarmee. Nachdem Castro gewonnen hatte, war er bemüht, den Einfluss der Arbeiter_innen einzuschränken. Demokratie innerhalb der Gewerkschaften wurde ausgeschaltet. Von einer sozialistischen Gesellschaft würde man sich das Gegenteil erwarten, nämlich, dass die Macht von unten ausgeübt wird, von demokratisch gewählten Räteregierungen. Gleichzeitig müssen Arbeiter_innen die Kontrolle über die Produktionsmittel übernehmen.
Die Industrie Kubas wurde nicht unter Arbeiter_innenkontrolle gestellt, sondern unter die Kontrolle einer Parteibürokratie. Diese Parteibürokratie entwickelte sich zunehmend zu einer neuen herrschenden Klasse und errichtete eine immer autoritärere Herrschaft. Schwule und Lesben wurden grausam unterdrückt und an die 10.000 wurden seit 1980 ausgewiesen, genauso waren Afrokubaner_innen einem staatlichen Rassismus ausgesetzt. Das Embargo durch den Westen verursachte chronische Mangelwirtschaft und trug wesentlich zu dieser Entwicklung bei.
Castro hatte Unterstützung
Trotzdem darf keinesfalls vergessen werden, edass die Revolution den Kubaner_innen große Fortschritte bracht, sowohl in der Bildung als auch im Gesundheitswesen. Außerdem setzte Castro direkt nach seiner Machtübernahme eine wichtige und versprochene Landreform durch, löste Teile des Großgrundbesitzes auf und übergab das Land an Kleinbauern.
US-Präsident John F. Kennedy startete 1961 die militärische Invasion in der Schweinebucht. Diese wurde durch den kollektiven Widerstand aus Guerilla und Bevölkerung vernichtend geschlagen. Neben Vietnam war das Scheitern in der Schweinebucht eine der härtesten Niederlagen in der Geschichte des US-Imperialismus. Die USA rächten sich mit einem brutalen Handelsembargo, dem Versuch die kubanische Wirtschaft zu zerstören.
Zwischen USA und Sowjetunion
Nach der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht ging Che Guevara mit der Unterstützung Castros daran, die Revolution auszubreiten. Allerdings scheiterten diese Versuche sowohl im Kongo als auch in Bolivien. In einer zwischen den USA und der UdSSR polarisierten Welt war Castro gezwungen, einen Pakt mit der Sowjetunion einzugehen.
Den Einmarsch der Sowjets in die Tschechoslowakei 1968 begrüßte Castro. Und am Horn von Afrika beteiligten sich kubanische Truppen an der Seite Russland-treuer Regierungen, an der brutalen Niederschlagung der dortigen Befreiungsbewegungen.
Castro wird von herrschenden Heuchlern verdammt und als mörderischer Tyrann dargestellt. Das war er nicht. Er ist immer noch der Champion der Armen in der „Dritten Welt“, besonders in Lateinamerika. Als Castro wegen des Moncada-Angriffs vor Gericht stand, meinte er: „Verurteilt mich, es hat keine Bedeutung. Die Geschichte wird mich freisprechen“. Doch sie wird auch darüber urteilen, dass er über eine repressive und ungleiche Gesellschaft geherrscht hat. Der Sozialismus, den er vorgab zu repräsentieren, ist so wichtig wie eh und je – aber um ihn in die Tat umzusetzen, bedarf es der Selbstaktivität der Arbeiter_innenklasse und einer tiefen und radikalen Demokratie.