FPÖ-Studenten heischen Mitleid wegen militantem Antifaschismus
Die FPÖ-Studentenorganisation Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) beklagte am 28. Jänner 2020 per Email-Aussendung an alle Studierenden die „linke Hegemonie“, also die linke Vorherrschaft, an den Universitäten.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die ach so strammen Herrenmenschen, die deutschnationalen FPÖ-Burschenschafter, die sich als Beweis ihres Mutes und Einsatzes für „Ehre, Freiheit, Vaterland“ mit Säbeln gegenseitig die Gesichter bei sogenannten Mensuren zerschneiden, fürchten sich vor den Linken an der Universität, weil der rechtsextreme Professor Lothar Höbelt seine Vorlesungen nicht mehr ungestört abhalten darf. Wie jämmerlich!
Wollte man, könnte man sich beim RFS sogar über die Gratis-Werbung für Antifaschismus bedanken. Im Detail beschreiben sie den entschlossenen antifaschistischen Widerstand gegen Höbelt: Linke Aktivist_innen hätten den „den Hörsaal gestürmt, Transparente gehisst, Kampfparolen skandiert und infolgedessen die Fortsetzung des Lehrbetriebs zeitweilig verunmöglicht“, heißt es da. Aber Lob für Rechtsextreme überlassen wir dann doch den liberalen Zeitgeistern, denn:
Folgende Inhalte des rechtsradikalen Uni-Professors will der RFS offenbar in seiner Aussendung als „freie Bildung, freie Lehre und freie Forschung“ ausgeben:
- Höbelt schrieb eine Festschrift für den Holocaustleugner und Geschichtsfälscher David Irving, der die Existenz von Gaskammern als „wissenschaftlich widerlegt“ bezeichnet und der die Kriegsschuld im Zweiten Weltkrieg bei den „vom Weltjudentum gelenkten USA“ verortet.
- 2005 verharmloste Höbelt im Zur Zeit-Interview mit Andreas Mölzer den Holocaust als „internen Bürgerkrieg zwischen Juden und Antisemiten“.
- Kurz danach sprach Höbelt laut pronoever.com bei einer Diskussionsveranstaltung der Burschenschaft Brixia vom „sogenannten Holocaust“ und übergab das Wort an den früheren SA-Sturmführer Otto Scrinzi.
- Als Martin Graf im Jahr 2009 den laut DÖW „rechts am Rand des Rechtsextremismus“ stehenden Walter Marinovic ins Parlament einlud, durfte natürlich auch Höbelt nicht als Redner fehlen.
- Höbelt ist Autor in diversen Rechtsaußen-Zeitschriften wie der Aula, der Jungen Freiheit und im Eckart-Boten. 1993 sprach er beim Verein Dichterstein Offenhausen, eine mittlerweile behördlich aufgelöste Gruppierung, die laut Rechtsgutachten von Heinz Mayer „tief in die Geisteswelt des Nationalsozialismus eingebettet“ war.
- Auf Email-Anfragen antwortet Höbelt mit Zitaten berüchtigter Nationalsozialisten, zum Beispiel: „Wie sagte bereits Göring? Wenn es um Kultur geht, holt mir die Pistole.“
- Er verglich die Waffen-SS mit den Kinderfreunden der SPÖ, deren zahlreiche Mitglieder, darunter der Sozialist Otto Felix Kanitz, in den Konzentrationslagern ermordet wurden.
- 2010 übernahm den Vorsitz des Personenkomitees für die FPÖ-Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz, die man per Gerichtsurteil als „Kellernazi“ nennen darf. Rosenkranz gab nur zögerlich die Existenz von Gaskammern zu.
- Und dann sprach Höbelt zuletzt eben auf der rechtsextremen „Herbstakademie“ 2019, organisiert vom Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark (FAV) und dem Institut für Staatspolitik (IfS), deren Gründer Götz Kubitschek ein Vordenker der „Neuen Rechten“ wie der „Identitären“ ist. Dieser Auftritt war der Auslöser der jüngsten Proteste an der Universität Wien.
Die Meinungsfreiheit darf für jene, die derartiges rechtsradikales Gedankengut verbreiten, nicht gelten. Diese Ideen sind Teil der nationalsozialistischen Ideologie, die jede Meinungsfreiheit im Keim erstickt hat und die für die furchtbarsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte verantwortlich ist.
Es ist die Pflicht von Antifaschist_innen, mit allen Mitteln gegen Antidemokraten wie Lothar Höbelt vorzugehen. Das bedeutet auch mit dem Einsatz von Körpern – oder wie es der RFS ausdrückt mit „physischer Gewalt“ – Vorlesungen zu blockieren und zivilen Ungehorsam zu leisten. Oder wie es Bert Brecht ausgedrückt hat: „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“