Gebt mir eine Chance auf ein sicheres und glückliches Leben

Timsah musste aus dem Irak flüchten und kam 2015 nach Österreich. Nach monatelangem Warten wurde er von den Asylbehörden wie ein Verbrecher verhört. Timsah hat nur „subsidiären Schutz“ erhalten und muss mit der Angst leben, jederzeit abgeschoben zu werden. In einem Leserbrief schreibt er, wie es ihm damit geht.
21. Dezember 2016 |

Liebe Leserinnen und Leser!

Ich bin ein 20-jähriger irakischer Flüchtling. Im September 2015 bin ich nach Österreich eingereist. Die ÖsterreicherInnen haben mich freundlich aufgenommen und waren sehr nett und hilfsbereit. Ich bin mit sieben weiteren Irakern gekommen. Während unserer Flucht waren wir sehr hoffnungsvoll und haben uns unsere Zukunft in der wunderschönen Stadt Wien ausgemalt. Doch bereits in Traiskirchen, wo kein Platz mehr für uns war, erhielt unsere Hochstimmung den ersten Dämpfer.

Inzwischen sind drei meiner Freunde in den Irak zurückgekehrt. Die verbleibenden vier warten bis jetzt auf die Aufnahme ihres Asylverfahrens. Nach 14 Monaten Wartezeit habe ich letzte Woche meinen Asylbescheid erhalten. Mir wird ein Jahr lang subsidiärer Schutz gewährt. Der Weg dorthin war lange und steinig:
Nach drei Tagen im Flüchtlingscamp Zollamtstraße in Wien, wurde ich für 19 Tage in die Aufnahmestelle „Krankenhaus Hietzing“ verlegt.

In dieser Zeit stellte ich meinen Asylantrag und wurde zum anerkannten Flüchtling. Da ich unter 25 Jahre alt bin, bekam ich dann einen Wohnplatz in einer Flüchtlings-WG. Hier lebe ich bis jetzt. Meine Wohnung teile ich mir mit fünf weiteren Flüchtlingen. Wir schlafen jeweils zu Dritt in einem Raum. Küche, WC, Badezimmer, so wie alles andere was wir besitzen (Kleidung, Lernsachen und Geld) teilen wir miteinander. Es ist hart so lange auf so wenig Raum miteinander zu leben. Wir sind so unterschiedlich, dürfen nicht arbeiten, vermissen unsere Familien und wissen nicht, wie es mit uns weitergeht. All das erschwert das Zusammenleben noch.

Im Juli bekam ich endlich (Juhuuu!) einen Termin für ein Asylverfahrensgespräch. Begleitet von meiner Vertrauensperson musste ich viele Fragen beantworten. Ich wurde von drei Beamten vernommen. Es war sehr unangenehm und ich fühlte mich wie ein Verbrecher. Es ist furchtbar sein gesamtes Leben, mit all den Grausamkeiten, die ich gerne vergessen würde, vor fremden Menschen zu erzählen. Leider musste ich nach drei Monaten zu einem weiteren Gespräch kommen. Ich war sehr nervös. Ich war mir sicher, dass ich in den Irak zurückgeschickt werden würde.

Nun habe ich subsidiären Schutz erhalten und werde Österreich vielleicht in einem Jahr wieder verlassen müssen. In der Zwischenzeit habe ich Deutsch gelernt, viele Freundschaften geknüpft und eine österreichische Freundin gefunden. Ich bin sehr traurig, dass meine Reise hier vielleicht enden wird. Ich bedanke mich bei allen ÖsterreicherInnen, die mir auf meinem langen Weg geholfen haben. Ich hoffe, dass mir Österreich doch noch eine Chance geben wird und ich hier ein sicheres und glückliches Leben leben darf

Timsah Alsaeedy
Name zum Schutz vor den Abschiebebehörden geändert. Mit Hilfe einer Übersetzerin geschrieben.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.
Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider