Im Visier: Lothar Höbelt

Er war der Wunschkandidat Straches für die FPÖ-„Historikerkommission“ – der Wiener Universitätsprofessor Lothar Höbelt. Das hat ihm die antifaschistische Bewegung versaut: nach dem Aufdecken der braunen Verstrickungen von Höbelt zog ihn der blaue Vizekanzler schnell wieder aus dem Verkehr.
28. Februar 2018 |

Kurz war sie, die historische Mission des Professors für Neuere Geschichte an der Wiener Universität, Lothar Höbelt. Er hätte für Strache die „Historikerkommission“ leiten sollen – aber nachdem Hans-Henning Scharsach und die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) der Universität Wien daran erinnerten, dass Höbelt für den Holocaustleugner David Irving eine Festschrift verfasste, ließ ihn Strache wie eine heiße Kartoffel fallen.

2010 war Höbelt noch empört, als der FPÖ-Chef seine damalige Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz dem freien Fall überließ; Höbelt war Vorsitzender ihres Personenkomitees. Rosenkranz gab nur zögerlich die Existenz von Gaskammern zu. 2005 verharmloste er selbst im Zur Zeit-Interview mit Andreas Mölzer den Holocaust als „internen Bürgerkrieg zwischen Juden und Antisemiten“.

Kurz danach sprach Höbelt laut pronoever.com bei einer Diskussionsveranstaltung der Burschenschaft Brixia vom „sogenannten Holocaust“ und übergab das Wort an den früheren SA-Sturmführer Otto Scrinzi. Dieser erzählte, die Niederlage am 8. Mai habe ihn tief getroffen; der ehemalige Hitlerjunge Herbert Fleissner gestand neben ihm, er habe an dem Tag geheult. Ob sich Höbelt geärgert hat, dass er erst 1956 geboren wurde? Als wäre er dabei gewesen, trauerte er in der rechtsextremen National-Zeitung: „Ein Tag der Niederlage war der 8. Mai 1945 auf jeden Fall.“

Apropos „Historikerkommission“: 1994 verfasste Höbelt mit dem jetzigen Leiter der FPÖ-Aufarbeitungstruppe, Wilhelm Brauneder, die freiheitliche Programmschrift Weil das Land sich ändern muss! Auf dem Weg in die Dritte Republik (Grundlage des Parteikonzepts für Jörg Haider). Darin forderten sie einen autoritären Umbau des Staates, etwa die Abschaffung des Bundeskanzlers unter Aufwertung des Bundespräsidentenamts.

Höbelt ist Autor in diversen Rechtsaußen-Zeitschriften wie der Aula, der Jungen Freiheit und im Eckart-Boten. 1993 sprach er beim Verein Dichterstein Offenhausen, eine mittlerweile behördlich aufgelöste Gruppierung, die laut Rechtsgutachten von Heinz Mayer „tief in die Geisteswelt des Nationalsozialismus eingebettet“ war.

Als Martin Graf im Jahr 2009 den laut DÖW „rechts am Rand des Rechtsextremismus“ stehenden Walter Marinovic ins Parlament einlud, durfte natürlich auch Höbelt nicht als Redner fehlen. Zur Belustigung seiner teutschen Studenten zitiert Höbelt in seinen Vorlesungen übrigens führende NS-Politiker, wenn es um administrative Fragen geht: „Wie sagte bereits Göring? Wenn es um Kultur geht, holt mir die Pistole.“