Nach Brandanschlag auf Klimaschützer_innen: Phönix aus der Asche
Das war die vielleicht schwerwiegendste Eskalation rechtsextremer Gewalt im Jahr 2021. Angriffe auf Krankenhauspersonal nach permanenter Hetze vonseiten der FPÖ und der Coronaproteste. Angriffe auf Journalist_innen und Passant_innen. Soldaten und Polizisten, die sich mit rechten Schwurblern in Internetforen über den Staatsstreich austauschen und Waffen-sammelnden Neonazis. Wie dünn die Decke der Zivilisation doch ist, wie kurz der Weg von rhetorischer zu mörderischer Gewalt. Noch ist zwar nicht bewiesen, dass es tatsächlich Neonazis waren, aber die Vorgeschichte deutet darauf hin.
Heute, bei der Mahnwache am 3. Jänner in Hirschstetten sprachen einige Überlebende vor hunderten Menschen die zum Solidaritätsprotest gekommen sind. Die junge Besetzerin Malve berichtet über die gute Atmosphäre im Camp und versichert: „Wie der Phönix aus der Asche werden wir wieder aufstehen – nur viel stärker und mit noch mehr schönen Momenten, die folgen werden!“
Paula erklärt: „Wir kämpfen für unsere Zukunft und gegen ein System, das uns und unsere Umwelt ausbeutet, den einzigen Planeten, den wir haben… Wir kämpfen gegen fossile Großprojekte wie die Lobau-Autobahn. Deshalb werden wir angefeindet, aber wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Wir müssen stark bleiben!“ Der ihr folgende Redner ist über die Reaktion des Wiener Bürgermeisters schockiert. Bürgermeister Ludwig, zweifellos ein Antifaschist, aber nach den ersten politischen Niederlagen gegen das Protestcamp sichtbar beleidigt, konnte sich nicht durchringen sich hinter die jungen Leute und gegen ihre Feinde aus dem wahrscheinlich rechtsextremen Milieu zu stellen. Stattdessen richtete er ihnen über Medien „das habts davon“ aus: Der Vorfall sei „auf jeden Fall ein Zeichen, dass ein rechtsfreier Raum in einer Stadt nicht von Vorteil ist“. Weder durch den Mordanschlag, noch durch die Klagsdrohungen der Stadt Wien lassen sich die Aktivist_innen einschüchtern. Danach berichtete die nächste Augenzeugin: „Ich war dabei. Die Jüngste von uns war 16, ich bin 17 Jahre alt… Jemand hat uns angezündet…“ Ihre jugendliche Mitstreiterin versichert: „Wir geben nicht auf. Wir haben das Feuer überlebt und wir werden die Stadtstraße verhindern. Häuser brennen, Träume nicht!“
Am Ende der Kundgebung von System Change not Climate Change, Extinction Rebellion Austria und dem Jugendrat sind die Zuhörenden erschüttert und begeistert vom ungebrochenen Mut und Kampfgeist der Jugendlichen. Der Rentner Ewald kam mit seiner Familie: „Ich bin mit meiner Tochter, der Enkelin und meinem Bruder gekommen. Es geht ja um unser aller Zukunft.“ Neben ihm steht Veronika von Friday for Future: „Ich bin heute wieder hier um mich mit den jungen Aktivistinnen und Aktivisten zu solidarisieren. Zum Glück haben sie nicht geschlafen und haben überlebt. Unsere Bewegung für Klimagerechtigkeit ist solidarisch und wird auch 2022 weitergehen.“ Die Wut und das Engagement der neuen Generation ist inspirierend.Linke sollten nicht nur die Klimabewegung unterstützen, sie müssen auch den Widerstand gegen rechte Gewalt und Politik, welche dafür den Boden aufbereitet, bekämpfen. Eine bessere Welt ist möglich und nötig!