Nur eine Option gegen den Nazi-Müll: konsequent links wählen

Andreas Zeitler studiert Vergleichende Literaturwissenschaft und sieht die Ähnlichkeiten in der österreichischen Politik und der Serie "Game of Thrones". Um an die Uni gegen Rechtsextreme zu verteidigen ruft er dazu auf bei den ÖH-Wahlen vom 27. bis 29. Mai Linkswende jetzt zu wählen.
25. Mai 2019 |

Manche bereuen jetzt die Entscheidung, ihre Kinder nach Charakteren aus der Fernsehserie „Game Of Thrones“ (GoT) getauft zu haben, besonders nach der Drachenkönigin Daenerys, die sich in Staffel 8 mit besonderer Mordlust auf ein neues Level der Grausamkeit aufschwingt. Noch dazu rechtfertigt sie ihre Taten im Diktatoren-Jargon mit dem Kampf für die Freiheit. Das sollte bekannt vorkommen, auch wenn man GoT nicht schaut. Jetzt könnte man natürlich die Nase rümpfen und milde lächeln über die mitunter exzentrische Taufpraxis der Angelsachsen, und besonders über die Naivität, nicht schon früher die charakterlichen Defizite dieser fiktionalen Figur erkannt zu haben.

Aber ist es nicht eine menschliche Reaktion gegen das Böse? Schütteln wir nicht den Kopf über die – zugegeben mitunter übertriebene – Vermischung von Geschichten mit der Wirklichkeit, sondern über die fanatische Rationalisierung des Bösen als Notwendigkeit. Dieses Problem, wie von Daenerys allegorisiert, haben wir nämlich in Österreich. Hier glauben die Leute noch immer an tausend mal widerlegte Erzählungen von Nation, Identität und Leitkultur, die im Bierzelt beginnt und in der Katastrophe endet.

Lieber der Wunsch nach einer guten Drachen-Königin als nach einem starken Mann. Der ist so stark, dass kein Skandal ihn erschüttern kann. Das ist die wirkliche Problematik mit der Realität, wider besseres Wissen wieder falsch zu handeln und geradezu stolz auf die eigene Bosheit zu sein. Mitmenschen zynisch als Gutmenschen abzuwerten, heißt das Böse zur Maxime machen. Unterschätzen wir nicht die Resilienz der Unverbesserlichen. Kein Videobeweis wird eines Besseren belehren, wer sich der Niedertracht verschrieben hat.

Umso wichtiger ist es jetzt, nicht in voreiliger Euphorie an die Institutionen und ihre korrigierende Kraft zu glauben, und noch weniger an ein politisches Umdenken, und schon gar nicht an irgendeine Form wirksamer Oppositionspolitik vonseiten der etablierten Kräfte. Es hat doch kaum jemand in Österreich ein Problem mit dem Bösen, um dem phantastischen Genre treu zu bleiben. Aber damit meine ich schlicht den ganzen Nazi-Müll. Lediglich der Stil stößt auf. Wer öffentliches Eigentum feilbietet, trage nicht Ruderleiberl sondern Nadelstreif; und lasse sich bitte, um Gottes Willen, nicht erwischen.

Wie die etablierten Fraktionen in der österreichischen Politik haben die Clans in “Game Of Thrones” den korrupten Machtwillen zu lange gewähren lassen, wollten sich einen Platz im Gefüge sichern, haben irgendwie mitgewurstelt. Wer auf Drachen setzt, darf sich nicht wundern, wenn am Ende alles brennt. Wem das zu wenig ist, bleibt nur eine Option: konsequent links zu wählen. Bei den ÖH-Wahlen gibt es jetzt die Gelegenheit mit Linkswende jetzt. Nutzen wir sie, damit nicht auch die Uni zur Domäne der Rechtsextremen wird. Wählen wir das gute Leben, und das ist immer links!

Andreas Zeitler, Vergleichende Literaturwissenschaft

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