Parquet Courts: Wide Awake
Parquet Courts wurden 2010 in Brooklyn, New York gegründet und bezeichnen ihre Musik als „Americana Punk“. In der Tat lässt Lead Sänger Andrew Savage streckenweise an Joe Strummer von den Clash denken, doch dieser Vergleich greift nicht tief genug: Mit „Wide Awake!“ legen die vier Musiker ihr bereits sechstes Album vor und die Produktion von Brian Burton a.k.a. Danger Mouse schlägt sich in einer perfekten Mischung aus Punk und Pop nieder, die punktgenau den aktuellen Zeitgeist in den USA trifft – wie die Faust das Auge.
„Violence“ beispielsweise ist eine vierminütige Tour-de-force auf einem wuchtigen Breakbeat-Fundament mit Stadion-Chorus und Doors-Orgel-Begleitung. Die wütenden Spoken-Word-Tiraden könnten gut Gil Scott-Heron’s „The Revolution Will Not BeTelevised“ entstammen und handeln von Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner und Schulmassakern. Als Beispiel dafür, dass Parquet Courts auch anders können sei „Mardi Gras Beads“ empfohlen, ein schwebender Song, der gegen Ende gar an Simon & Garfunkel oder Crosby, Stills & Nash denken lässt, wo hingegen „Back To Earth“ die Distinguiertheit von Franz Ferdinand zitiert. Mit „Death will bring Change“ überrascht die Band gegen Ende des Albums mit Hippie-Versatzstücken und abseitigem Text – grandios!
Insgesamt ist „Wide Awake!“ von einer bisher selten gezeigten bunten Vielseitigkeit geprägt, die 13 Songs sind bei aller Punk-Attitüde sauber produziert und haben einiges an Hit-Potential. In einer Zeit, in der Musik-Fachleute die Rockmusik für tot erklären, werden Parquet Courts damit nicht nur zu Hoffnungsträgern des Genres, sondern geben auch der Musik als Sprachrohr des Widerstands neue Impulse.