Mathilde Auferbauer
Geboren 1908 in der Steiermark, muss Mathilde Auferbauer als Kommunistin bereits mit 21 Jahren eine Gefängnisstrafe verbüßen. Doch auch während des Krieges nimmt ihr Engagement nicht ab: Neben ihrer Arbeit als Kindergärtnerin engagiert sie sich im Aufbau der antifaschistischen Leobner Widerstandsgruppe, verbreitet Propagandamaterial und stellt ihre Wohnung als Treffpunkt für Besprechungen sowie als Unterschlupf für Antifaschist_innen und Kriegsgefangene zur Verfügung. Auferbauer zählt zu den aktivsten Frauen im Kreise jener Organisation.
Zeitlebens plagen sie Rückenprobleme. Zur Zeit ihrer Verhaftung durch die Gestapo am 13. Juli 1944 ist sie deshalb in Bad Tatzmannsdorf. In den vier darauffolgenden Monaten wird Auferbauer in Graz gefangen gehalten. Weil sie sich weigert, die Namen ihrer Verbündeten preiszugeben, wird sie von den Gestapoleuten so schwer gefoltert, dass sie eine lebenslange Lähmung davonträgt.
Ravensbrück
Die Peinigungen nehmen auch nach ihrer Inhaftierung in Graz kein Ende: Ende November 1944 wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Aufgrund ihres schlechten gesundheitlichen Zustands müssen sie die Mitgefangenen auf einer Tragbahre in das Lager befördern. Die folgenden Monate bis zu ihrer Befreiung bringt die Widerstandskämpferin im Krankenrevier zu. Der Anblick der entmenschlichenden Zustände im KZ brennt sich in ihr Gedächtnis ein: „Durchwegs nackt sind hier alle (die Frauen im Krankenblock), die Knochen nur mehr von der Haut zusammengehalten. Oft musste ich die Augen schließen. Von hier kommt kaum jemand lebend oder schadlos heraus. Das ist mir bald bewusst geworden.“, so Auferbauer.
Erfahrung der Solidarität
Da Auferbauer nicht imstande ist, körperliche Arbeit zu verrichten und zudem noch an beiden Beinen gelähmt ist, wird sie oft von den KZ-Aufsehern selektiert. Einige Male entkommt sie nur knapp der Gaskammer. Mit der Hilfe ihrer Kameradinnen, denen es gelingt, sie von der Liste zu streichen, schafft sie es immer wieder, zu entrinnen. Die Erfahrung der Solidarität unter den Inhaftierten ist für Auferbauer ein kleiner Funken Hoffnung im großen Elend des Lagers. Hermine Jursa, eine Freundin von ihr, welche sich Zeit ihres Lebens nicht minder politisch engagiert, schmuggelt ihr über die Lager-Weberei ein Paar Krücken hinein, damit sie bei den Selektionen besser stehen kann. Angela Prater lässt ihr heimlich ein wenig mehr Essen zukommen. Diesen Einsatz rechnet Auferbauer ihren Helferinnen hoch an: Sie glaubt, nur durch die „todesmutige Opferbereitschaft ihrer Mithäftlinge“ dem Tod entronnen zu sein.
Flucht aus dem Lager
Ein letzter Streich ihrer Gefährtinnen ermöglicht Auferbauer Ende April 1945 endlich die Flucht aus dem Lager. Während eines Fluchtversuches bei einer Selektion nutzen ihre Kameradinnen einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit seitens der Aufseher aus, um sie auf einen anderen Block zu bringen. Dort wird sie verkleidet und mit den Papieren einer bereits verstorbenen Französin ausgestattet. Zur Tarnung trägt sie ein Kopftuch und Augengläser; ihre Haare färbt sie mit Ruß. So kann sie im Zuge einer Rettungsaktion des Schwedischen Roten Kreuzes aus dem Lager geschmuggelt werden.
Auferbauer wird über Kopenhagen nach Schweden gebracht, wo sie sich innerhalb von einem Jahr zumindest teilweise von ihren Verletzungen erholt. Ganz genest sie jedoch nie. Sie kann sich nur noch mit Hilfe eines Krückstocks fortbewegen. Im Sommer 1946 kehrt sie in die Steiermark zurück und lässt sich nun in Göss bei Leoben nieder. Noch bis in das Jahr 1992 engagiert sie sich bei der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück. Sie starb vermutlich 1992 in der Steiermark.
VideoArchiv-Projekt Ravensbrück: 1998 wurden 34 mehrstündige Interviews mit österreichischen Überlebenden auf Video aufgezeichnet. In mehr als 200 Stunden schildern sie ihre Lebensgeschichte vor und nach dem KZ. Es ist das erste umfassende österreichische Videoarchiv von Interviews mit KZ-Überlebenden.