Salamitaktik: Scheibchenweise wird Studieren verunmöglicht

Regierung und Universitätsleitungen verfolgen seit Jahren das Ziel, Jugendliche von den Universitäten fern zu halten. Jetzt wurden abermals Maßnahmen getroffen, die Zugangsbeschränkungen bedeuten und Studieren zur Geldfrage machen.
3. April 2016 |

Studieneingangsgespräche, Self-Assesments, Gebühren für Aufnahmetests, Knock-Out-Prüfungen, Voraussetzungsketten, STEOP – Erfindungen, die die Hürden für Studierende und jene, die es werden wollen, fast unüberwindbar machen. Jugendliche, deren Eltern nicht studiert haben, und Berufstätige werden durch den administrativen und zeitlichen Aufwand bei der Studienzulassung buchstäblich vom Studium ferngehalten. Die Universitäten wälzen damit die Unterfinanzierung der Hochschulen auf Studierende ab, anstatt beim Ministerium ernsthaft mehr Geld zu fordern.

Zugangsbeschränkungen

Aufnahmetests sind mittlerweile zur Regel geworden. Ab Herbst gilt dies auch für Informatik und Wirtschaftsinformatik an der Uni Wien. Die Wiener Technische Uni (TU) zieht nach und wird ebenfalls für die Studienrichtung Informatik Zugangsbeschränkungen einführen. Verbunden mit Kosten in Höhe von 50 Euro. Interessanter Weise gab das Ministerium fast eine halbe Million Euro für eine Kampagne aus, die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und technische Fächer bewirbt.

Und genau diese Studienrichtungen werden jetzt schrittweise zugangsbeschränkt. Schlicht Dummheit oder gezielter neoliberaler Umbau? Wohl beides. Denn kürzlich legte die Universitätenkonferenz ihr Pläne offen, auch in den Doktoratsstudien Zugangsbeschränkungen zu ermöglichen.

Aufnahmegebühren

Dass eine Gebühr zwischen 50 und 110 Euro für das Aufnahmeverfahren bezahlt werden muss, ist an der Uni Graz und an den Medizin-Unis schon länger so, denn jede Uni entscheidet selbst. Und die Liste der Unis, die sich damit ein unverschämtes Körberlgeld holen, wird länger: Bei Anmeldung zu beschränkten Studien an Uni Wien, TU Wien und Wirtschaftsuni Wien (WU) muss man jetzt auch 50 Euro blechen. An der WU bekommen nur jene, die zum Studium aufgenommen werden, die Gebühr in Form eines „Welcome Packages“ zurück.

Die Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger meint, dass „all jene, die der Universität Kosten verursachen, … einen Beitrag leisten“ sollen. Tatsache ist, dass sich die Universitäten diese Kosten selbst zuzuschreiben haben, als sie die Zugangsbeschränkungen eingeführt haben. Studieninteressierte, denen wegen Tests ein Studium verwehrt bleibt, zur Kasse zu bitten ist einfach eine Schande! Denn der angebliche Grund, in den vergangenen Jahren wären zum Teil weniger als die Hälfte der für die Prüfungen Angemeldeten tatsächlich zum Test erschienen, erklärt nicht, warum die Gebühr bei Erscheinen nicht zurück erstattet wird.

Auch an der Johannes Kepler Universität in Linz werden neuerdings bei Online-Anmeldung zu den Bachelor Wirtschafts- oder Sozialwirtschaft 50 Euro verlangt – mitbeschlossen von der ÖVP-Studierendenfraktion. Diese müssen selbst dann bezahlt werden, wenn alle Interessierten einen Platz haben und keine Aufnahmeprüfung stattfindet – in Sozialwirtschaft war dies bisher immer so – und eine Rückerstattung gibt es nicht. Dennoch will der neue Rektor die Gebühr. „Hier kann man klar von versteckten Studiengebühren sprechen, denn den Kosten steht damit überhaupt kein zu erwartender Aufwand gegenüber“, so Gazal Sadeghi, Vorsitzende des VSStÖ Linz (Verband Sozialistischer Student_innen Österreich).

Rassistische Diskriminierung

Ab dem Wintersemester verdoppeln sich die Kosten der Vorstudienlehrgänge für Drittstaatsangehörige von 460 Euro auf 1.150 Euro pro Semester. Muss man Deutsch lernen oder Schulzeugnisse, die in Österreich nicht anerkannt werden, nachholen, führt an diesen Kursen kein Weg vorbei, um sich als ordentliche Studierende an der Uni zu inskribieren. Zwar sind Flüchtlinge (noch) von der Erhöhung ausgenommen, dennoch betrifft die Erhöhung rund drei Viertel der Eingeschriebenen.

Seien wir unrealistisch und fordern wir das Naive: mehr Geld für Bildung!

Seien wir unrealistisch und fordern wir das Naive: mehr Geld für Bildung!

Auch wenn sich die Anzahl der Teilnehmer_innen seit 2001 verdreifacht hat, muss es doch möglich sein, für die 4.000 Menschen, die meist aus ärmeren Ländern kommen, Mittel bereit zu stellen. Doch das Ministerium weigert sich und macht es Menschen schwer in Österreich Fuß zu fassen. Die rassistische Grenzpolitik der Regierung schafft es an die Universität.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.