Clara Zetkin
Clara Zetkin wurde am 5. Juli 1857 in Wiederau im damaligen Königreich Sachsen als Tochter von Josephine Eißner und dem Dorfschullehrer Gottfried Eißner geboren. Schon in Kindesjahren wurde Clara durch das Engagement ihrer Mutter in der bürgerlichen Frauenbewegung und durch die Vergangenheit ihres Großvaters, der die Französische Revolution im Jahr 1789 miterlebte, geprägt.
1872 übersiedelte die Familie nach Leipzig, wo Clara 1878 die Ausbildung als Fachlehrerin für moderne Sprachen abschloss. Sie kam in Kontakt mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht und tauschte sich mit einem Kreis russischer Student_innen über sozialistische Ideen aus. Dort lernte sie ihren späteren Lebensgefährten, den Revolutionär Ottis Zetkin kennen, mit dem sie zwei Söhne bekommen sollte.
Leben im Exil
Noch im selben Jahr trat Clara der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschland (SAPD) bei, die 1890 als Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) neu aufgestellt wurde. Wegen des Bismarkschen „Sozialistengesetzes“ (1878-1890), nach dem sozialdemokratische Tätigkeiten außerhalb des Landtags und des Reichtags verboten waren, ging sie 1882 nach Zürich ins Exil.
Anschließend folgte Clara ihrem Gefährten Ottis Zetkin, der auf einer geheimen Versammlung von Sozialist_innen verhaftet wurde, ins Pariser Exil, wo sie als Journalistin arbeitete. Sie setzte sich mit dem Werk „Die Frau und der Sozialismus“ von August Bebel auseinander, das einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterließ. 1889 starb Ottis an Tuberkulose.
Für die Befreiung der Frau
Clara Zetkin spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung der „Zweiten Internationale“ am Internationalen Arbeiterkongress in Paris am 19. Juli 1889.
In ihrer beeindruckenden Rede „Für die Befreiung der Frau!“ forderte sie die wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Frau und rief zu einem gemeinsamen Kampf der Frauen und Männer aus der Arbeiter_innenbewegung gegen die Ausbeutung und Unterdrückung durch den Kapitalismus auf. „Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein“, erklärte sie in ihrem Referat.
Auf der ersten Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen 1907 in Stuttgart wurde sie zur Vorsitzenden des Internationalen Frauensekretariats gewählt. Drei Jahre später initiierte sie parallel zu den Parteitagen Frauenkonferenzen, die jedoch von der sozialdemokratischen Führung untersagt wurden. Daraufhin gründete sie gemeinsam mit Käte Duncker den Internationalen Frauentag, der das erste Mal am 19. März 1911 begangen wurde.
Von SPD zur KPD
Als 1890 das Sozialistengesetz aufgehoben wurde, kehrte Zetkin am Beginn der 1890er-Jahre nach Deutschland zurück und ließ sich in Stuttgart nieder. Sie übernahm die Leitung der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“ und stieg wenige Jahre später als erste Frau in die Führungsspitze der SPD auf. Als die SPD 1914 die Kriegskredite für die Beteiligung am Ersten Weltkrieg bewilligte, brach Zetkin mit der Partei. Sie war eine vehemente Gegnerin der Burgfriedenspolitik.
Gemeinsam mit Rosa Luxemburg, ihrer langjährigen Freundin und politischen Gefährtin, und Karl Liebknecht, gründete Zetkin den Spartakusbund. Sie unterstützten die Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) von der SPD, und Zetkin wurde sogar des Landesverrats bezichtigt und vier Monate inhaftiert, nachdem sie die Bevölkerung zu Sabotageakten für den Frieden aufrief. Nachdem 1919 die KPD aus dem Spartakusbund und Teilen der USPD hervorgegangen war, arbeitete sie bis 1933 als KPD-Reichstagsabgeordnete.
Einheitsfront gegen Faschismus
Von 1921 bis 1933 besetzte Zetkin einen Posten im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationalen (KomIntern) und lebte ab 1924 in Moskau. Aufgrund ihrer Gegnerschaft zu Stalin wurde sie politisch immer weiter isoliert. Gleichzeitig kritisierte sie die Sozialfaschismustheorie des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann, die wegen ihrer sektiererischen Haltung die Zusammenarbeit mit der SPD erschwerte.
Im Alter von 75 Jahren eröffnete Zetkin am 30. August 1932 den neugewählten Reichstag mit einer Rede über Einheitsfrontpolitik gegen die Bedrohung des Faschismus. Ihr Appell an die Kommunisten und die Sozialdemokraten stieß auf taube Ohren. Nach der Machtübernahme der NSDAP und dem Verbot der KPD floh Zetkin 1933 in die UdSSR, wo sie kurze Zeit später starb.