Ein Nachruf auf Fritz Keller (1950–2023)
Fritz Keller sprach bei unseren Linkswende-Kongress Marx is Muss über seine politischen Erfahrungen mit der 1968er Bewegung, welche er im wunderbaren Buch „Mai ´68. Eine heiße Viertelstunde“ niederschrieb. Dazu lehrte Fritz auch an der Uni Wien. Er stellte uns seinen Text „Die Arbeiter- und Soldatenräte in Österreich 1918-1923“ zur Neuauflage zur Verfügung. Diese großartige Broschüre wurde ein Verkaufsschlager und ist nach wie vor erhältlich. Fritz, in frühen Jahren engagierter linker Sozialdemokrat, verlor bald jede Illusion in die eher Rechte als parteiinterne Linke hofierende SPÖ. Er zog sich enttäuscht zurück und hielt die versteckte österreichische Geschichte der Linken für uns Spätgeborenen am Leben. Fritz schrieb über die Verschleppung des trotzkistischen Revolutionär Karl Fischer in die Sowjetunion ebenso wie über die Geschichte der trotzkistischen Bewegung in „Gegen den Strom“.
Der leidenschaftliche Gewerkschafter arbeitete und dokumentierte eifrig die Geschichte der Arbeiterbewegung, hatte unzählige Anekdoten auf Lager und teilte sein Wissen gerne mit allen Interessierten. Fritz traf ich häufig am Uni-Campus, wo ich arbeite. Er plauderte vital über Politisches und Privates. Sein langer Leidensweg und Tod ist auch deshalb so erschüttern, weil Fritz das Leben so sehr liebte. Der österreichischen Linken hinterlässt Fritz Keller ein umfassendes Lebenswerk. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Weggefährt:innen.