Kumberg: Eine Gemeinde wehrt sich gegen die Asylpolitik der Regierung

In Kumberg, einer kleinen Gemeinde in der Steiermark, haben die Bewohner_innen vorerst die Abschiebung der irakischen Flüchtlingsfamilie Hamaazeez nach Kroatien gestoppt! Beeindruckende 300 Menschen demonstrierten Donnerstagabend spontan gegen den Versuch der Behörden, den Zusammenhalt und das Leben in der Gemeinde zu zerstören.
16. September 2016 |

In der Gemeinde Kumberg nahe Graz regt sich fantastischer Widerstand gegen die unmenschliche Asylpolitik der Regierung! Donnerstagabend beteiligten sich spontan 300 Menschen an einer Protestkundgebung unter dem Motto „Ein Ort sagt Nein zur Abschiebung von Freunden“. Die Polizei hatte am Morgen versucht, die Familie Hamaazeez nach Kroatien zu deportieren.

Eltern, Lehrer_innen und Schüler_innen der Volkschule protestierten heftig gegen die geplante Abschiebung der Familie, die aus dem Irak flüchten musste und Ende 2015 nach Kumberg kam. Der örtliche Elternverein und das Lehrerteam schrieben einen Brief an Integrationsminister Sebastian Kurz, in dem sie das brutale Vorgehen der Regierung anklagen.

Ort kämpft für Bleiberecht

Am Donnerstagmorgen klopfte die Polizei an die Tür – die beiden Kinder Alan und Ayenne mussten voller Angst abermals flüchten! Die Polizei setzte eine unglaubliche Hetzjagd in Gang und forderte sogar Hubschrauber an, was die Bewohner_innen des Ortes zur Weißglut trieb. Karoline Schopper-Prünster vom Verein Kumberg – Wir wollen teilen erklärte gegenüber der Kleinen Zeitung: „Dieses Vorgehen mit einem Hubschrauber ist äußerst unsensibel und nicht angemessen.“ Am Abend tauchten Alan und Ayenne wieder auf, jetzt sind sie vorerst in Sicherheit.

Die Regierung und Behörden versuchen systematisch das Zusammenkommen von hilfsbereiten Menschen und Asylsuchenden zu zerstören. In Kumberg klappte das Zusammenleben einwandfrei. Alan und Ayenne gehen zur Volksschule und haben viele Freunde gefunden, und die Eltern sind bestens integriert, besuchen Deutschkurse und helfen „wo immer sie können“, so Brigitta Blantz-Stefan von der Volksschule Kumberg.

Von wegen Notstand

Auch der ÖVP-Bürgermeister Franz Gruber spricht sich ganz klar für die Menschlichkeit und gegen die Abschiebung aus: „Der Nachmittag hat gezeigt, dass die Bevölkerung zu 100 Prozent dahintersteht, hier die Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen und nicht die gesetzliche Lage!“ Die Initiative Border Crossing Spielfeld berichtet von 100 weiteren dokumentierten Einzelfällen von Abschiebungen von Menschen, die im Winter über die Balkanroute nach Österreich gekommen sind.

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Die Bewohner_innen erzielten einen ersten Erfolg: Der Festnahme-Auftrag für die Abschiebung wurde vorerst außer Kraft gesetzt. Sie fordern, dass sich Österreich für das Asylverfahren zuständig erklärt. Die beeindruckende Solidarität der Kumberger Bevölkerung zeigt eindeutig: der Notstand in diesem Land geht nicht von den Flüchtlingen aus, sondern er herrscht in der Regierung und ihren Behörden.

Jetzt die Petition gegen die Abschiebung unterstützen!
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.