Aleppo – Symbol der Revolution unter Feuer
Angesichts einer unglaublichen humanitären Katastrophe setzen die Großmächte ihr imperialistisches Gerangel um Syrien fort und sorgen damit nicht nur für einen ständigen Strom von Waffen, sondern bringen die Menschheit damit an den Rand eines völlig unkontrollierbaren globalen Konflikts. Neben den USA gehört Russland zu den wichtigsten Brandstiftern dieses internationalen Ringens und zu den Playern auf dem Schlachtfeld, in das Assad Syrien als Reaktion auf die Proteste von 2011 verwandelt hat.
An einem der wichtigsten strategischen und psychologischen Brennpunkte des Krieges, der Stadt Aleppo, scheint die russische Intervention nun die entscheidende Wende herbeizuführen. Laut der syrischen, regimetreuen Agentur SANA hat die syrische Armee in Dörfern im Nordosten Aleppos „die Sicherheit wieder hergestellt“.
Regime in der Offensive
Aleppo ist seit dem Beginn der Kampfhandlungen eine der Hochburgen der Rebellen. Der Osten der einstigen Industriestadt wird nach wie vor von ihnen gehalten und gegen die Angriffe der Regime-Truppen und der mit ihnen verbündeten Milizen verteidigt. Seit dem Sommer 2012 ist die Stadt zwischen Regierung und Opposition geteilt. Vor einigen Wochen begannen dann die russischen Luftangriffe und verschafften den Regierungstruppen die Möglichkeit, in der Umgebung von Aleppo in die Offensive zu gehen. Zum Vorgehen der syrischen Regierungstruppen schreibt der unabhängige Untersuchungsausschuss für Syrien: „Kriegsverbrechen wuchern.“ Moskaus Luftwaffe flog allein zwischen dem 1. und 4. Februar laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums 237 Kampfeinsätze über den Provinzen Aleppo, Latakia, Homs, Hama und Deir ez-Zor.
Inzwischen konzentriert die Luftwaffe das Gros ihrer Operationen auf Aleppo. Russland agiert mit einer der US-Strategie ähnlichen Vorgehensweise, also Luftangriffen, Ausbildnern, Spezialeinheiten und der Unterstützung befreundeter Milizen. Der syrischen Armee wurden inzwischen moderne T-90 Panzer geliefert, eine entscheidende Waffe im offenen Gelände um Aleppo. Der Stadt droht die völlige Einkesselung, wenn der letzte Versorgungsweg im Nordwesten der Stadt unterbrochen wird. Der „Azaz-Korridor“ ist die letzte intakte Verbindung zur türkischen Grenze.
Hunger und Bomben
In den Überresten der Stadt leben immer noch hunderttausend Menschen, die ausgehungert werden. Die verschiedenen Rebellen-Fraktionen haben sich zur Verteidigung zur „Armee von Aleppo“ zusammengeschlossen. Wie ein Sprecher einer der größten Milizen, „Nour al din Zenki“ berichtet, bereitet man sich auf einen Häuserkampf vor, Sprengfallen werden gelegt. Es ist jedoch zu erwarten, dass das Regime, um seine Truppen zu schonen, die Waffen Hunger und Bomben einsetzen wird, um Zivilist_innen wie Rebell_innen niederzuzwingen.
Der Waffenstillstand hat zwar zu einer Reduktion der Angriffe geführt, doch NGOs berichten, dass Regierungstruppen die Zugänge zur Stadt beschießen und Hilfskonvois blockieren. Alleine am letzten Mittwoch hat es fünf Angriffe auf die Hauptzufahrtsstraße gegeben. NGOs warnen vor einem „nächsten Srebrenica“, sollte Aleppo fallen. Kein Wunder, dass Zehntausende in Richtung türkischer Grenze fliehen, um aus der Todeszone Syrien zu entkommen.
Eine Lösung für Syrien?
Mehr Bomben treiben mehr Leute in die Flucht und bieten keine Lösung für die gequälten Menschen, die im Zangengriff eines US/türkisch/golfarabischen Bündnisses und eines russisch/iranischen/syrischen gefangen sind.
In welcher Richtung eine Lösung zu finden sein wird, erklärt etwa der syrische Sozialist Joseph Daher: „Die Politik der Führungen dieser beiden Blöcke müsste in Frage gestellt werden, um auf der Basis der Einheit der syrischen Bevölkerung voranzukommen, besonders der von Arabern und der Kurden, auf der Basis eines demokratischen und alle einschließenden Programms, um so die Konterrevolution, die islamistisch-fundamentalistischen Kräfte und den Imperialismus der Großmächte zu konfrontieren.“