Bericht: Wir sind streikbereit! Freizeitpädagogik bleibt!

Die Streikbereitschaft der vielen Menschen, großteils mit orangen Warnwesten, ist für niemanden zu übersehen. Michaela ist wütend: „Ohne Matura kann ich mich nach 17 Jahren arbeitslos melden und überlegen, wie ich meine Rechnungen zahle. Zum Glück sind wir viele und alle wollen kämpfen. Alle!“ Über 2.000 Freizeitpädagog:innen sammeln sich sehr, sehr laut und in echt kämpferischer Stimmung anlässlich ihres Arbeitskampfes am Stephansplatz heute. Im Nobelbezirk mischen die verschiedenen Teams mit Schildern und Trillerpfeifen kräftig auf. Auf den selbstgemachten Demoplakaten steht beispielsweise „Die Regierung wird vergehen, Freizeitpädagogik bleibt bestehen“ „Was bildet ihr euch ein?“ „Erst systemrelevant, plötzlich egal? So nicht!“ „Kein einziger verlorener Arbeitsplatz!“ Auch solidarische Eltern, Lehrer:innen und Gewerkschafter:innen aus Kindergärten oder Horten unterstützen den Kampf um die Zukunft der Kolleg:innen und ihrer ganzen Branche.
2. Juni 2023 |

Mehr Arbeit und Matura, aber weniger Geld und Ausbildung

Ein Freizeitpädagoge erzählt: „Ich bin hier, weil sie alle etwa 2.300 Kolleginnen und Kollegen nächstes Jahr entlassen wollen!“ Der Gesetzesentwurf des ÖVP-Bildungsministeriums möchte Freizeitpädagog:innen künftig nur noch als „Assistenzpädagog:innen“. Die Ausbildung soll zwar halb so lang dauern, aber die Matura wäre künftig Voraussetzung dafür. Als wäre dies nicht absurd genug, wäre zudem die Bezahlung bei Vollzeit um 19 Prozent weniger. Aber die „Assistenzpädagog:innen sollten künftig auch im Lernteil von Ganztagsschulen eingesetzt werden. Sabine sagt:„Ich will, dass die Freizeitpädagoginnen meiner Töchter bleiben. Bei diesen Rahmenbedingungen und Gehältern werden Maturant:innen diesen Beruf nicht machen. Wieder werden wir von der händeringenden Suchen nach Fachkräften hören und wieder ist es – wie in der Pflege – hausgemacht.“

Das war erst der Anfang!

Eine Kollegin erzählt, wie sie die Idee der Regierung einschätzt: „Das wäre das totale Chaos. Lehrer können nicht alles alleine. Und wir können keine Lehrer sein. Eine Ausbildung von 6 Monaten reicht nicht aus! Und den Lohn zu kürzen geht gar nicht!“ Es ist erstaunlich wie die Regierung in einem Bereich der ohnehin schon am Limit ist, derartig destruktiv agiert anstatt die Kolleg:innen zu fragen was sie für gute Arbeit und weniger Burnouts brauchen. Die Antwort der Kolleg:innen ist in Demoslogans hörbar: „Assi, Assi, Assi – Assistenzpädagoge werde ich nie!“ „Wir sind streikbereit! Freizeitpädagogik bleibt!“ In den nächsten Wochen gibt es an den verschiedenen Standorten abwechselnd Streiks und am 15 Juni ist der nächste ganztägige Streik. Die Gewerkschaft GPA positioniert sich ganz klar und unterstützt diesen Arbeitskampf. Beim Abschluss sind selbst kampferfahrene Betriebsrät:innen wie Selma Schacht von Bildung im Mittelpunkt von ihren Kolleg:innen überwältigt. Als sie ihre Rede mit „das war erst der Anfang“ schließt, toben die Menschen begeistert. Die Regierung sollte schleunigst ihre Pläne stoppen, mit den Menschen im Bildungsbereich reden und entsprechend ihrer Expertise handeln. Eigene Expertise hat sie nicht!