Flüchtlingsheim Ziedlergasse: Proteste haben uns Mut gemacht
Am 13. März veranstaltete die FPÖ in Liesing eine Kundgebung, um gegen das Asylheim in der Ziedlergasse 21 zu protestieren. Im Vorfeld wurden unzählige Falschmeldungen der FPÖ Liesing verbreitet. Angefangen von Bewohnerzahlen unserer Unterkunft (1.200!), die weit über die Kapazitäten dieses Hauses gehen würden, bis hin zu den altbekannten Lügengeschichten vom Mindestsicherungsbeziehenden Flüchtling.
Als hauptberuflicher Flüchtlingsbetreuer kann ich nur sagen, dass die FPÖ nichts Besseres zu tun hatte, als Unwahrheiten zu verbreiten und die Menschen gegeneinander aufzuhetzen und Wahlstimmen zu maximieren, indem man wieder einmal auf Schwächere hintritt. Außerdem gab es zwei Bürgerversammlungen zu diesem Thema, welche offensichtlich von Rechtsextremen unterwandert wurden. Jede versöhnliche, sachliche oder mitmenschliche Haltung, wurde bei diesen Treffen niedergebrüllt.
Ich hatte an jenem Abend Nachtdienst in der Unterkunft und kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich meinen Kollegen und Kolleginnen eine durchwegs ruhige Nacht gewünscht habe. Die meisten von uns hofften eigentlich, dass nichts passiert und nicht irgendwelche rechtsextremen Idioten unseren Bewohnern Angst machen.
Glücklicherweise fand am selben Tag und Ort eine Gegendemonstration statt, die sich im Gegensatz zur FPÖ-Hetze durch Solidarität mit Flüchtlingen, Mitmenschlichkeit und einer wunderschönen Willkommens-Haltung auszeichnete.
Gegen 22:00 Uhr blickten meine Kollegen und Kolleginnen auf ihre Handys, da natürlich einige von uns wissen wollten, wie die Stimmung am Liesinger Platz verlaufen war. Nachdem wir die unterirdische Teilnehmeranzahl der FPÖ-Veranstaltung, dafür aber den grandiosen Zuspruch der solidarischen Menschen im 23. Bezirk erfuhren, grinsten wir nur mehr breit. 3.000 Menschen demonstrierten für ein buntes Liesing, für Zusammenhalt und gegen die menschenverachtende Politik der Blauen. Diese Nachricht hat uns wirklich den Abend bzw. die Nacht versüßt.
Mit einer Kollegin stand ich etwas später auf dem Parkplatz vor der Unterkunft und in der Ferne konnten wir noch einen Helikopter entdecken, der offensichtlich seine Kreise über dem Liesinger Platz zog. „Dort drüben ist die FPÖ heute ordentlich untergegangen“, habe ich noch schmunzelnd zu ihr gesagt.
Das Allerwichtigste ist, dass sich die vorerst aufgeheizte Stimmung, verursacht durch die FPÖ, seitdem um 180° gedreht hat und uns die Bevölkerung vor lauter Solidarität und Unterstützung unsere Unterkunft einrennt. Dieser Tag war eine Art Initialzündung für uns. Wir sind eine große Familie geworden und werden uns nicht auseinanderdividieren lassen.
Stefan Kastél
Flüchtlingsbetreuer Ziedlergasse