Rassist schlug Antifaschisten vor Donauzentrum ins Gesicht

Wir haben seit Monaten davor gewarnt, dass Sobotkas Rassismus und seine Vorstöße gegen das Demorecht das Selbstbewusstsein von Rechtsextremen auf der Straße stärken werden. Heute Mittwoch, 26. April, am selben Tag, als im Parlament die Einschränkung des Versammlungsrechts abgesegnet wurde, schlug ein Rassist einem Antifaschisten auf einer angemeldeten Kundgebung mitten ins Gesicht.
26. April 2017 |

Wir haben es in den letzten Monaten auf Infotischen immer wieder von FPÖ-Anhänger_innen gehört: Der Sobotka, das ist der richtige Mann. Der räumt endlich mit euch Linken auf. Eine Aktivistin wurde in der Vorwoche vor dem Wiener Donauzentrum bedroht: „Ich schlag dir die Zähne ein. Ihr gehört erschossen.“ Am Mittwoch, 26. April kam es schließlich zum tätlichen Angriff. Die Gewalt des Wortes schlug jetzt in die Gewalt der Tat um.

Jakob nach dem Faustschlag ins Gesicht. Foto: privat

Kurz nach dem Aufbau des Infostands versuchte ein Rassist das Banner „Muslime und Flüchtlinge willkommen“ herunterzureißen. „Ich habe zu ihm gesagt: Geh bitte, lass das!“, erzählte Jakob: „Und plötzlich hatte ich schon die Faust im Gesicht und spürte das Blut runter rinnen.“

Jakob war mit drei weiteren Aktivist_innen bei einem antifaschistischen Infostand vor dem Donauzentrum. Er hat Unterschriften gegen Innenminister Wolfgang Sobotka gesammelt und für die nächsten Proteste mobilisiert.

Solidarität

Jakobs Kollegin Christine, die mit dem Megafon Durchsagen machte, beschrieb die Situation: „Dort vor dem Donauzentrum ist die Stimmung immer stark polarisiert. Plötzlich war ein riesiger Tumult.“ Sofort haben sich Leute am Platz mit den Aktivist_innen solidarisiert. Rund 10 Menschen haben unmittelbar den Tisch verteidigt. Ein Lieferant vertrieb den rechten Schläger, der zum benachbarten Imbissstand geflohen ist, von wo aus er noch eine Flasche in Richtung Jakob warf.

Ein junger Muslim hat den Angriff beobachtet und kam gleich zu Hilfe. Nachdem sich die Situation wieder etwas beruhigt hatte, ging er ins Donauzentrum, kaufte Kuchen und Getränke und meinte: „Bitte macht weiter und lasst euch nicht einschüchtern!“ Die Aktivist_innen hatte das auch gar nicht vor.

Jakob zeigte sich unbeeindruckt: „Genau wegen solchen Leuten stehen wir ja hier. Wir denken ja gar nicht daran, den Faschisten auf der Straße auch nur einen Millimeter zu geben.“ Eine Gruppe migrantischer Jugendlicher blieb bis die Polizei eintraf. Der Kebabverkäufer nebenan bot sofort seine Zeugenaussage an.

Spenden für Jakob

Dass die Polizei erst nach rund 20 Minuten kam, könnte man ihnen ja noch verzeihen – immerhin schützten die vielen Leute den Infostand. Aber dass sie sich weigerten, Jakobs Verletzung mit Fotos zu dokumentieren und dass sie erst auf Nachdruck andere Zeugen befragten, passt wieder ins Bild. Allein wie sie den Flaschenwurf des Angreifers kommentierten spricht Bände: „Es wurde ja niemand verletzt.“

Jakob gilt unsere volle Solidarität. Jakob wurde bereits im Juli und August 2016 Opfer von zwei Neonazi-Angriffen in Wien. Bitte spendet für Jakob, als Anerkennung für seinen unermüdlichen antirassistischen Einsatz und als Kostenersatz für seine Brille und die Anwaltskosten. Betreff: Spende, IBAN: AT12 1400 0030 1097 3650, BAWAG PSK, Inhaberin: Publikationen für Sozialismus von unten

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.