Wütender Protest von Afghanen gegen Abschiebung macht Hoffnung
Afghanische Flüchtlinge hatten sich schon im Vorfeld der Demonstration selbst organisiert und mobilisierten in Flüchtlingsheimen und sozialen Medien ihre Freundinnen und Freunde. Möglich war diese große Mobilisierung der afghanischen Community dank Organisationen wie „Refugees For Refugees“, „Afghanische Jugendliche – Neuer Start in Österreich“ und dem afghanischen Kulturverein „Afghan Wulas“.
Flüchtling Ahmadi sagte gegenüber der Neuen Linkswende: „Ich habe von einem Freund von der Demonstration erfahren. Ich habe alle auf Facebook dazu eingeladen. Wir sind so glücklich über diesen Protest. Wir sind froh, in Österreich leben zu können, und wir wollen unbedingt auch arbeiten. Doch die Abschiebungen machen uns Angst. Hoffentlich hören die Verantwortlichen unseren Protest!“
Auf der Demonstration wurde die besondere Gemeinheit des österreichischen Asylsystems angeprangert. Rahmin Mohammadi (18 Jahre) lebt in einem Wiener Flüchtlingsheim. In fließendem Deutsch erklärte er: „Ich lebe seit ziemlich genau 15 Monaten in Österreich. Dennoch ist mein Asylverfahren noch nicht abgeschlossen. Ich will meine Familie nach Österreich holen und Maschinenbau studieren, aber ohne ein abgeschlossenes Verfahren kann ich das nicht.“
Pakt der Verbrecher
Die Demonstration richtete sich gegen das EU-Afghanistan-Abkommen, das am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz im März unterzeichnet worden war. Die korrupte afghanische Regierung erhält 1,2 Milliarden Euro von der EU dafür, dass sie 80.000 Flüchtlinge zurück nimmt. Die Route führte deshalb auch nahe an der afghanischen Botschaft vorbei.
Einige Flüchtlinge riefen: „When Afghanistan is safe, then why do you bomb us?“ (Wenn Afghanistan sicher ist, warum bombardiert ihr uns dann?). Am 14. April ließ US-Präsident Donald Trump die größte nicht-nukleare Bombe auf Afghanistan abwerfen. Erst vor kurzem wurde Farhad Rasuli aus Deutschland nach Afghanistan abgeschoben und nur wenige Wochen später von Taliban ermordet. Die europäischen Regierungen tragen die volle Verantwortung für jeden Toten.
Wahlkampf hat begonnen
Neben Flüchtlingen waren viele freiwillige Flüchtlingshelfer_innen auf der Demonstration. Viele kamen mit den Menschen, die sie hier betreuen. Sie arbeiten seit Monaten und Jahren mit Flüchtlingen und sind zunehmend wütend über die rassistische Asylpolitik. „Die Behörden helfen uns nicht. Es kommt einem oft so vor, als ob sie einem bewusst Steine in den Weg legen. Die Abschiebungen jetzt sind eine Sauerei,“ sagte eine Helferin. „Wenn unser Außenminister offen gegen NGOs hetzt und erklärt, dass sie das eigentliche Problem sind, ist das einfach unfassbar.“
Auch der kommende Wahlkampf war Thema auf der Demonstration. Alle rechnen damit, dass Kurz und sein „Kettenhund“ Sobotka auf brutalen Rassismus setzen werden, und dass die FPÖ das zu übertrumpfen wissen wird. Es ist mit einer rassistischen Abwärtsspirale zu rechnen. Doch am Protest bekamen wir einen Einblick, wie wir diese durchbrechen können.
Hoffnung
Entlang der Route solidarisierten sich immer wieder Leute. Lisa, die gegenüber der Auftaktkundgebung am Karlsplatz in einem Café gearbeitet hat, erzählte uns: „Ich finde es wichtig, dass es noch Leute gibt die wissen, dass nicht Flüchtlinge oder Migrant_innen an den Problemen schuld sind. Ich war selbst lange arbeitslos, aber nicht wegen der Flüchtlinge. Wenn jemand schuld ist, dann die Regierung, aber die wäscht ihre Hände in Unschuld.“
Der Protest war ein wichtiger Schritt, die Mauer des Schweigens und der Verzweiflung zu durchbrechen und gab vielen Hoffnung. Die Möglichkeiten, im Wahlkampf eine antirassistische Gegenbewegung aufzubauen, sind riesig!
Demonstration „Afghanistan is not safe!” (20.5.2017)
Afghanistan ist nicht sicher: Unter diesem Motto gingen am Samstag, 20. Mai um die 1.500 Menschen lautstark auf die Straße. Die Demonstration war wichtig, um das mediale Schweigen gegen die mörderische Abschiebepraxis zu durchbrechen. Besonders afghanische Flüchtlinge prägten die Demonstration.