Liesing: FPÖ-Aufmarsch gegen Flüchtlingsheim endet in Debakel
Unser bunter, kämpferischer und gut gelaunter Demozug erreichte um 17:50 den Liesinger Platz. Das Schönste daran war, dass die unterschiedlichsten Leute, Anwohner_innen, Schüler_innen, Leute aus der Flüchtlingshilfe und antifaschistische Aktivist_innen sich in die Demo eingereiht hatten. Selbst die Kirchenglocken läuteten gegen Straches Hetze und von der Volksschule hing ein Transparent „In Wien ist kein Platz für rechte Hetze!“
FPÖ hatte Vorahnung
FPÖ-Präsidentschaftskandidat Hofer hatte sein Kommen kurzfristig abgesagt – offensichtlich um die Blamage zu minimieren. Einen Tag vor der Demonstration begann die FPÖ vorsorglich sich als Opfer linker Einschüchterung hinzustellen – deshalb würden ihre „besorgten Bürger“ reihenweise absagen.
Auf der antifaschistischen Kundgebung selbst, zu der die „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“ sowie die „Offensive gegen Rechts“ aufgerufen hatten, sprachen neben Anrainer_innen und Flüchtlingen, Erich Fenninger (Volkshilfe), Julia Hess (Sozialistische Jugend Wien), Faika El-Nagashi (Grüne Wien), Susanne Scholl, Doron Rabinovici und viele andere. Einige Neonazis, die sich in unsere Mitte verirrt hatten, konnten rasch dazu überredet werden, hinter die Polizeiabsperrung zu flüchten.
Vor allem Liesinger_innen
Lehrerinnen einer nahe gelegenen Schule trugen ein Transparent für „Menschlichkeit“, ihre Schüler_innen hatten sich (unaufgefordert) dazu gesellt. „Wir sind hier, weil wir in der Schule einige Flüchtlinge haben und diesen Kindern vermitteln wollen, dass sie bei uns willkommen sind.“ berichtet die Lehrerin Alexandra. „Wir unterrichten diese Menschen und natürlich wollen wir, dass sie auch ein Zuhause haben.“ erzählt eine Kollegin. „Dass man dagegen demonstriert, dass Leute, die keinen Platz zum Leben haben, einen Ort haben, wo sie eine Zeit lang leben können, ist uns völlig unverständlich. Daher war für uns völlig klar, dass wir heute hier sind.“ meint sie weiter.
Andrea, eine Schülerin aus der Umgebung erklärt: „Niemand darf einem Menschen das Recht nehmen, zu flüchten.“ „In unserem reichen Europa muss es möglich sein, Menschen, die vor Krieg, Terror und Mord flüchten, aufzunehmen“, meint eine ältere Dame. Ihr Begleiter ergänzt: „Ich bin da, weil ich viele Freunde habe, die während des Krieges nur deshalb überlebt haben, weil Engländer und Schotten bereit waren, sie aufzunehmen.“ Die Anrainerin Uschi ist mit ihrer Tochter gekommen: „Ich bin da, weil mir einfach die Menschlichkeit wichtig ist.“ Ihre Tochter fügt hinzu: „Es gibt ein Menschenrecht auf Schutz“
„Ich bin da, weil ich‘s einfach gemein finde, dass Flüchtlinge nicht reingelassen werden, die kommen direkt aus dem Krieg und wenn sie da zurück müssen, dann sind sie eigentlich so gut wie tot.“ erklärt mir ein elfjähriger Bub – der damit mehr Verständnis beweist, als so mancher Erwachsener. Insgesamt entstand der Eindruck, dass die FPÖ in Liesing nicht so viele Freunde hat, wie sie dachte. Daran ändern auch die besoffenen Neonazis nichts, die angekarrt wurden.
Der Versuch der FPÖ, eine Pegida-artige Bewegung auf die Straße zu bringen, ist damit – vorerst – kläglich gescheitert. Für uns ist der nächste Fixtermin die Demonstration „Nein zur Festung Europa“ am 19. März.
GG-Demo zur Demo der FPÖ bez. Flüchtlingsheim Ziedlergasse | Wien 14.03.2016