Flüchtlingsprotest in Amsterdam: Leistbares Wohnen für alle!

Unter dem Motto „Iedereen Onderdak“ (Unterkunft für alle) riefen Studierende in Amsterdam zu einem Protest für bezahlbaren Wohnraum und menschenwürdige Unterkünfte für Flüchtlinge auf. Marilen Lorenz berichtet von der Demonstration und der Solidarität mit Flüchtlingen in den Niederlanden.
12. September 2016 |

Rund 200 Menschen schlossen sich am Samstag, 10. September, einem Protest gegen die Vernichtung von sozialem Wohnraum in Amsterdam an. Viele Anrainer_innen, Flüchtlinge aus dem umfunktionierten Gefängnis „Bijlmerbajes“ und Internationale Socialisten (Schwesternorganisation der Neuen Linkswende in den Niederlanden) beteiligten sich an der Demonstration.

Während unzählige Bürogebäude leer stehen, finden viele Menschen keine bezahlbaren Wohnungen. Viele Flüchtlinge sind obdachlos. Die seit 1. August im umfunktionierten Gefängniskomplex „Bijlmerbajes“ untergebrachten Flüchtlinge müssen Ende nächsten Jahres ihre Zimmer räumen. Das blüht auch den Studierenden im nahegelegenen Wohnheim. In dem Viertel am Amsterdamer Stadtrand sollen stattdessen Luxuswohnungen gebaut werden.

Flüchtlinge in Gefängnis

Mark, Mitglied der Internationalen Socialisten, erklärt: „Nicht die Flüchtlinge, sondern die Regierung ist verantwortlich für eine Politik, die Banken und Großkonzernen in die Tasche wirtschaftet und Sozialleistungen kürzt. Dieser Protest zeigt, dass Flüchtlinge willkommen zu heißen nicht im Widerspruch zu leistbarem Wohnraum steht. Vielmehr macht uns die Zusammenarbeit stärker im Kampf gegen die Eliten, die von den steigenden Wohnpreisen profitieren.“

Die Demo startete beim Sklavereidenkmal im Amsterdamer Oosterpark. Von dort machte sich der bunte Demozug auf den Weg zum Bijlmerbajes. Am Gefängnis angekommen begrüßten die Aktivist_innen die Flüchtlinge mit einem lautstarkem „Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“. Flüchtlinge kamen an den Zaun und bedankten sich für die Solidarität.

Mit Betroffenen gegen Rassismus

Ein Flüchtling aus Syrien berichtete, dass Schutzsuchende ständig gezwungen sind den Wohnort zu wechseln, das mache die Integration unmöglich. Bijlmerbajes sei bereits seine achte Station in den Niederlanden. Menschen, die vor Bomben und Hunger geflohen sind, forderte er, müssten endlich „langfristige und menschenwürdige Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden“.

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Der Protest richtete sich auch gegen den antimuslimischen Rassismus, der derzeit in ganz Europa einen neuen Höhepunkt erreicht hat. In der Vorwoche hatte der rechtsextreme Hetzer Geert Wilders von der Freiheitspartei (PVV) sein Parteiprogramm vorgestellt, in dem er die „De-Islamisierung“ der Niederlande fordert. „Der Rechtsruck, den wir in ganz Europa beobachten können, ist beängstigend. Wir müssen das ernst nehmen und gemeinsam aktiv werden“, ist Mark überzeugt.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.