Solidarität mit den Protesten in Nigeria

In Nigeria demonstrieren aktuell Zehntausende gegen die Gewalt des Staatsapparates. Besonders die Special Anti-Robbery Squads (SARS) sind berüchtigt für ihre Brutalität. Am Dienstag, den 20. Oktober wurden Demonstrant_innen von Soldaten mit scharfer Munition beschossen. Am 25. Oktober 2020 demonstrierte die afrikanische Diaspora in Wien gegen die Polizeigewalt in Nigeria. Linkswende jetzt sprach mit Teilnehmer_innen des Solidaritätsprotests.
28. Oktober 2020 |

Die Special Anti-Robbery Squad (SARS) wurden offiziell gegründet, um Kriminalität einzudämmen. In Wahrheit haben sie ein brutales Repressionsregime errichtet, immer wieder kommt es zu brutalen Festnahmen mit Toten. Insbesondere die sogenannten Yahooboys, größtenteils junge Nigerianer, die ihr Geld in der sich entwickelnden Technik-Branche verdienen, werden immer wieder von der Spezialeinheit überfallen. Wahllos nimmt die Spezialeinheit jungen Männern Geld ab, um sich damit ihr Gehalt aufzubessern. Gegen diese Brutalität der Polizei entwickelt sich eine mächtige Bewegung, die erste Erfolge feiern konnte: Die Regierung gab bekannt, die Spezialeinheit aufzulösen, und alle Demonstrant_innen. die im Zuge der aktuellen Proteste verhaftet wurden, freizulassen.

Solidarität aus Wien

Ikeme Awogu, der die Situation von Wien aus beobachtet, erklärte: „Wir müssen die Community von hier aus unterstützen. Wir sind alle Menschen und wir sollten alle füreinander einstehen.  Am Ende des Tages haben wir nur einander. Und Nigeria ist schon geplagt von Korruption und der Ausbeutung des Westens. Was wir allgemein als Westen tun können ist, to stay out of their business”. Nigerias Wirtschaft beruht fast ausschließlich auf dem Export von Erdöl und befindet sich dadurch in einer direkten Abhängigkeit vom Westen. Trotz des Erdöls steckt die nigerianische Wirtschaft in einer schweren Krise, der Wert eines Naira (Währung Nigerias) beträgt 0,0022 Euro.

Eine weitere Demonstrantin sagte: „Wir müssen uns versammeln, damit solche Ungerechtigkeiten nicht einfach übersehen und dann reproduziert werden. Wenn nichts getan wird, leiden alle darunter. Ich komme zwar nicht aus Nigeria, aber ich bin eine Person Of Color, daher muss ich jegliches Black Lives Movement unterstützen.“ Genau so argumentiert Melek Majdoub, die meinte:, „Wir sollten uns solidarisch zeigen. Auch wenn die Leute in Nigeria nicht wirklich mitbekommen, was wir hier machen, soll die nigerianische Community in Österreich wissen, dass sie nicht alleine ist, und dass wir sie hören und sehen. Wir werden ihren Rücken stärken, weil das was da passiert, ist nicht richtig.“

Gleichheit für alle Menschen

Gleichfalls solidarisch zeigt sich Mahmadou Sallah aus Gambia: „Ich bin hier, weil es so viel Gewalt gegen Schwarze gibt. Sie ist überall auf der Welt, und wir müssen diese Gewalt beenden. Alle Menschen sind gleich, und dieses Recht muss jedem gewährt werden, ganz gleich, wo er oder sie lebt. Ich wünsche allen Menschen Frieden und Liebe, Schwarzen und Weißen. Gleichheit ist das Wichtigste.”

Demonstrantin Benita erklärt: „Es ist sehr wichtig für uns junge Leute, die schwarz sind, hier gemeinsam zu stehen und Aufmerksamkeit zu erregen, über das was gerade in Afrika passiert. Diese Brutalität passiert nicht nur in Nigeria, es passiert auch in Namibia, Kongo und vielen anderen Ländern. Wir sollten nicht nur in Wien, sondern global Aufmerksamkeit erregen.“

Nigeria geht uns alle an

Der Großteil der Demonstrant_innen stammt aus der afrikanischen Diaspora. Eine Aktivistin erklärte: „Wir haben gesehen, als George Floyd getötet wurde, sind alle hergekommen zum Protest. Doch jetzt, wo es um Afrika geht, sind wir nicht mehr so viele und ich finde es ist genau so wichtig, für Afrikaner zu kämpfen, wie für die Afroamerikaner in den USA.“