Auf dem Weg zurück in die Vergangenheit

Wer ein bisschen Geschichtsinteresse zeigt, kennt die Bilder der ausgebeuteten Arbeiter_Innen in den Fabriken, die bis zu 15 Stunden am
6. April 2017 |

Wer ein bisschen Geschichtsinteresse zeigt, kennt die Bilder der ausgebeuteten Arbeiter_Innen in den Fabriken, die bis zu 15 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für einen Hungerlohn ausgebeutet wurden, um ein paar Industrielle möglichst reich zu machen. Erst durch den harten, oftmals auch blutigen Arbeitskampf über Jahrzehnte hinweg, konnten Schritt für Schritt mehr Rechte für die Lohnsklaven erreicht werden, um ihnen ein menschenwürdiges Dasein zu garantieren.

Wer in den letzten Jahren die Forderungen, meist von den sogenannten Christdemokraten getragen, beobachtet hat, wird einige drastische Forderungen aus längst vergangen geglaubten Tagen bemerken. So stehen die sogenannten Sozialpartner davor, wieder einen 12 stündigen Arbeitstag einzuführen, auch die Sonntagsarbeit wird immer wieder offen gefordert und zwar abseits der bisher praktizierten Schichtarbeiterregelung. Für viele, an sogenannte All-In Arbeitsverträge gebundene Arbeitnehmer_Innen ist die 40-Stunden Woche bereits ad absurdum geführt worden, Wochenarbeitszeiten von 50 oder gar 60 Stunden sind eher die Regel als die Ausnahme.

Während also die Arbeitnehmer_Innen immer mehr ausgebeutet werden, steigen gleichzeitig die Arbeitslosenzahlen – die Arbeitgeber nennen das dann Produktivitätssteigerung. Die Reallöhne stagnieren, während Mieten und Lebenskosten wachsen. Durchschnittlich geht bereits mehr als ein Drittel des Einkommens alleine für Mietkosten drauf, dies ist aber vom Durchschnittsgehalt berechnet. Da jedoch immer mehr Arbeitnehmer_Innen in sogenannten Billigjobs arbeiten müssen, liegt das Verhältnis oft über 60 oder mehr Prozent. Anschaffungen abseits der reinen Lebenserhaltung sind für viele bereits jetzt einfach nur unmöglich geworden. Vor allem Wien hat lange Zeit den sozialen Wohnbau stark vernachlässigt, dadurch geraten immer mehr Menschen in finanzielle Not, da es einfach keine halbwegs leistbaren Wohnungen mehr gibt.

Nun wird zwar offen über einen monatlichen Mindestlohn diskutiert, 1.500 Euro sollen es sein, aber schon setzt das große Jammern von Seiten der Wirtschaft ein. Dass man sich das nicht leisten könne, viele würden dadurch zusperren müssen, man fordert eine Übergangszeit von mindestens fünf Jahren. Nur, in fünf Jahren werden diese 1.500 Euro aber um einiges weniger wert sein, als sie es jetzt sind.

Was hat die Wirtschaft eigentlich davon, wenn die Menschen kein Geld mehr ausgeben können? Wenn Umsätze im Einzelhandel und damit natürlich auch in der Industrie mit kleinen Ausschlägen zur Weihnachtszeit zwar hin und wieder steigen, aber sonst stagnieren oder gar zurückgehen? Noch mehr Steigerung der Produktivität? Noch mehr Ausbeutung der Arbeitnehmer_Innen? Die Einführung von Automaten, welche die Arbeit der Menschen erledigen? Ob diese Roboter dann die eigenen Produkte kaufen werden ist aber ziemlich fraglich.

Alles in allem sind die Zukunftsaussichten für die Arbeitnehmer_Innen derzeit alles andere als rosig, das Gegenteil ist der Fall.

Peter Trykar, Berufsfotograf

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.
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