Wer wählte Trump?

Eine beliebte Erklärung für Donald Trumps Wahlsieg ist der angeblich tief sitzende Rassismus der weißen Arbeiter_innen. Doch diese Argumentation greift zu kurz.
23. November 2016 |

Zunächst ist festzuhalten, dass viele der weißen Arbeiter_innen die jetzt Trump wählten, 2008 und 2012 Barack Obama wählten. Das spricht gegen den angeblichen Rassismus innerhalb der Arbeiter_innenklasse.
Zweitens bezeichnen die bürgerlichen Medien oft jene als Arbeiter_innen, die keinen College-Abschluss haben und reduzieren die Charakterisierung der Arbeiterklasse rein auf mangelnde Bildung.

Herkunft und Hautfarbe spielten die stärkste Rolle bei der Stimmabgabe: Schwarze wählten zu 88% Clinton und Hispanics zu 65%. Bildung spielte eine weniger deutliche Rolle, aber Menschen ohne Universitätsabschluss blieben den Wahlen eher fern, stimmten also weder für Trump noch für Clinton, während Menschen mit höherer Bildung überdurschnittlich häufig wählen gingen und zu Clinton tendierten. Menschen mit besonders hohem Einkommen (über 50.000 US-Dollar pro Jahr) gingen überdurchschnittlich zahlreich wählen und generell hatte Trump bei den Haushaltseinkommen über 50.000 US-Dollar einen leichten Vorsprung gegenüber Clinton.

Das bedeutet, dass Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional nicht wählen gingen. Insofern stammte die Wahlbevölkerung – im Vergleich zu den Wahlberechtigten – eher aus dem Mittelstand als aus der Arbeiter_innenklasse. Das zeigt, dass für viele Arbeiter_innen weder Trump noch Clinton wählbar waren.

Rassismus

Dennoch stimmten zu viele für Donald Trump und sein Wahlerfolg ist nicht schönzureden. Wie rechtsextreme Politiker aus aller Welt, nutzt Trump den öffentlichen Unmut mit dem neoliberalen Status quo aus. Dieser äußerte sich auch im erfolgreichen Wahlkampf von Norbert Hofer, der sich wie Trump als Gegner des politischen Establishments präsentiert.

Trumps Sieg verstehen

Trumps Sieg verstehen

Trump und Hofer gehen auf die Abstiegsängste der Bevölkerung ein, allerdings durch eine Politik, die „die Fremden“ zum Sündenbock für die schädlichen Wirkungen des Kapitalismus macht. Das muss uns große Sorgen bereiten. Allerdings bedeutet es nicht, dass es unmöglich wäre, viele von diesen Wähler_innen sowie die 47% der Bevölkerung, die nicht wählten, für eine echte Alternative zum Status quo – eine Politik des Antirassismus und Klassenkampfs – zu gewinnen. Darin besteht die Herausforderung für uns Linke.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.