Nordkorea: Die Welt am Abgrund

Die jüngste Eskalation zwischen Nordkorea und den USA hat die Welt wieder näher an den Abgrund eines neuen Krieges geführt. Nachdem Nordkorea im August einen Atomwaffentest durchführte, droht US-Präsident Trump mit der „kompletten Auslöschung des Staates“. Nordkorea antwortete auf die Drohung mit weiteren Raketentests.
7. November 2017 |

Der Konflikt führt zu einem regelrechten Rüstungswettlauf in der Region. Die angespannte Stimmung zwischen China auf der einen, sowie USA und Japan auf der anderen Seite, droht weiter zu eskalieren.

Der Koreakrieg 1950-1953 endete mit der Teilung der koreanischen Halbinsel. Der südliche Teil geriet in die Einflusszone der USA, der nördliche in die Einflusszone der Sowjetunion und Chinas. Seit seinem Bestehen fürchtete das stalinistische Regime in Nordkorea zu Recht die Auslöschung durch die USA. George Bush zählte Nordkorea zur „Achse des Bösen“, also zu jenen Staaten, welche die USA noch vernichten sollten. Momentan befinden sich um die 25.000 US-Soldaten und modernste Waffensysteme in Südkorea.

Die Landstreitkräfte hätten einer US-Invasion wenig entgegenzusetzen. Deshalb positionierte Nordkorea an der Grenze zu Südkorea rund 8.000 Raketen und Artilleriegeschütze, um im Falle einer US-Invasion, die 40 Kilometer entfernte Hauptstadt Südkoreas, Seoul, zu vernichten. Diese Drohung sollte die USA abschrecken: Wenn ihr uns stürzen wollt, dann müsst ihr bereit sein, Seoul und Millionen Menschen zu opfern – so die Drohung.

Ein Problem für Nordkorea ist, dass Südkorea seit 2012 Verhandlungen mit Israel über den „Iron Dome“ führt, das ist ein Raketenabwehrsystem, welches Seoul vor einem Beschuss schützen könnte. Nordkorea und der Diktator Kim Jong Un sehen darin einen weiteren Grund, ihre Anstrengungen zur Schaffung abschussfertiger Nuklearwaffen zu intensivieren. In seiner Amtszeit wurden vier von bisher sechs Atomtests durchgeführt.

Nordkorea und die Bombe

Der Westen unterschätzte lange die Nuklearfähigkeiten Nordkoreas, in den ersten Jahren (ab 2005) schlugen fast alle Tests fehl. Mittlerweile weiß man, das es nicht an der Inkompetenz der Wissenschaftler_innen lag, sondern sie versuchten von Anfang an Nuklearwaffen zu entwickeln, mit denen man Raketen bestücken kann. Technisch ist dies komplexer. Militärisch sind nuklear bestückte Raketen gefährlicher, sie fliegen weiter und sind schwerer zu treffen als Bomber.

Ein offizieller Geheimdienstbericht legt nahe, Nordkorea könnte aller Wahrscheinlichkeit nach die USA, mit Sicherheit aber den bedeutenden US-Marinestützpunkt in Guam, mit Atomraketen treffen! Das Pentagon schätzt, dass die Zahl einsatzbereiter Nuklearraketen zwischen 30 und 60 Stück liegt. Auch der Physiker und Kernwaffenspezialist David Wright berechnete, dass die letzten getesteten Raketen New York treffen könnten.

Wasserstoffbombe

Am 2. September testete das Regime zum ersten Mal eine spezielle Wasserstoffbombe; ihre Sprengkraft lag zwischen 200 bis 300 Kilotonnen. Die Hiroshimabombe hatte 15 Kilotonnen. Das Regime droht damit, eine Wasserstoffbombe im Pazifik zu testen. Auf Inseln im Pazifik befinden sich hunderte US-Militärstützpunkte; wenn eine nordkoreanische Rakete auch nur in die Nähe eines dieser Stützpunkte kommt, könnte das für Trump Grund genug sein, in den Krieg zu ziehen, ungeachtet der Tatsache, dass ein Krieg mit einem Staat, der über ein Nuklearwaffenarsenal verfügt, unkalkulierbare Risiken mit sich bringt.

Wenn eine nordkoreanische Rakete auch nur in die Nähe eines dieser Stützpunkte kommt, könnte das für Trump Grund genug sein, in den Krieg zu ziehen.

James Clapper, er war 7 Jahre lang Direktor aller US-Geheimdienste (DNI), erklärte gegenüber dem CNN: „Es gibt sehr wenige Kontrollmöglichkeiten, welche die Ausübung einer nuklearen Option durch den Präsidenten verhindern könnten, dass macht mir Angst“.

Explosive Mischung

Die Region Ostasien ist Schauplatz der größten imperialistischen Konfrontation unserer Zeit zwischen den USA und China. China hat wenig Interesse an einer weiteren Aufrüstung Nordkoreas, es rückt zusehends von dessen Regime ab. Es exekutiert die UN-Sanktionen, wirft nordkoreanische Firmen aus China hinaus und verbietet den Import mancher Produkte aus Nordkorea. Doch es will die Beziehungen nicht ganz aufgeben und liefert nach wie vor ausreichend Erdöl.

Noch mehr als eine weitere Eskalation des Konfliktes fürchtet China den Zusammenbruch des Regimes. Das würde zu einer Wiedervereinigung Koreas unter amerikanischer Vorherrschaft führen. China will keinesfalls 25.000 US-Soldaten direkt an seiner Grenze positioniert wissen. Es ist schwer einzuschätzen wie sich China, Russland, Indien oder Pakistan (alle verfügen über Nuklearwaffen) im Falle eines Nuklearen Krieges zwischen Nordkorea und den USA verhalten würden.